Der frühere dänisch Statsminister und NATO-Generalsekretär kritisiert seinen und den Umgang anderer westlicher Führer mit Vladimir Putin. Die Welt hat die Bedrohung durch den russischen Präsidenten Vladimir Putin nicht rechtzeitig verstanden, obwohl die Gefahrensignale da waren.

Das ist die Meinung des ehemaligen Venstre (rechtsliberale Partei) Statsministers und NATO-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen, was er am Sonntag in einem Interview mit der Tageszeitung „Berlingske“ deutlich machte. „Hätten sie auf die Gefahrensignale reagiert, hätte die Situation heute anders aussehen können“, sagt er, denn dann hatte man verstanden, worum es Putin ging.

„Die Erkenntnis, die wir alle ziehen müssen, ist, dass wir zu naiv waren und seine Absichten und Brutalität falsch eingeschätzt haben. Wir haben viel zu sehr geglaubt, dass unsere liberalen Werte fast automatisch gewinnen würden. Wir hätten viel früher viel stärker reagieren sollen“, sagt er.

Anders Fogh Rasmussen hat Putin mehrmals getroffen, wobei er Aggressionen erlebt hat. Im Interview vergleicht er den russischen Präsidenten mit Adolf Hitler und Josef Stalin und nennt Putin einen Feind „gleichen Kalibers“.

Fogh rechtfertigt seinen Vergleich mit Putin, der ein Land im Niedergang regiert. Mit einer problematischen demografischen Situation, einer übermäßigen Abhängigkeit von Energie und fehlenden Wirtschaftsreformen ist Putin verzweifelt und damit auch gefährlich, glaubt Anders Fogh. Außerdem liegt ein wichtiger Punkt darin, dass er über Nuklearwaffen verfügt.

Im Interview mit „Berlingske“ kritisiert Fogh auch die dänischen Politiker, die seiner Ansicht nach mit einem unterpriorisierten Verteidigungshaushalt gescheitert seien. Dass ein Krieg notwendig ist, bevor es das Bestreben gibt, den Verteidigungshaushalt auf zwei Prozent des BIP anzuheben – was seit 2014 ein gemeinsames Bestreben der NATO ist – ist ein Fehlschlag. Und dass es 11 Jahre dauern wird, bis das Versprechen eingelöst wird, sei kritikwürdig, macht Fogh deutlich.

Er weist darauf hin, dass man das Ziel in einem Jahr hätte erreichen können, wenn man den Ehrgeiz 2014 ernst genommen hätte. Als Anders Fogh Rasmussen von 2001 bis 2009 selbst Statsminister war, sanken die Verteidigungsausgaben im Verhältnis zum BIP, schreibt „Berlingske“.

Anders Fogh Rasmussen (* 26. Januar 1953 in der Kommune Ginnerup) ist ein dänischer Politiker, der vom 27. November 2001 bis zum 5. April 2009 Statsminister von Dänemark und vom 1. August 2009 bis zum 30. September 2014 Generalsekretär der NATO war. Fogh Rasmussen war Vorsitzender der rechtsliberalen Partei Venstre von 1998 bis zum 17. Mai 2009.

Quelle: TV2 – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 27.03.2022

Foto: Archivbild