(København) – Probleme mit gewalttätigen Banden sind nicht nur ein Phänomen in Dänemarks Hauptstadt København. Unter diesen Problemen leiden alle größeren dänischen Städte, was jetzt die Bürgermeister von zwei der größten Städte des Landes auf den Plan ruft, indem sie fordern, Banden per Gesetz verbieten zu lassen.

Was hat der Justizminister wirklich gemeint, als er am Donnerstag sagte, dass ein Verbot von der dänischen Straßenbande „Loyal To Familia“ in København, die überwiegend aus Zuwanderern aber auch aus einigen ethnischen Dänen besteht, ähnliche Fälle folgen lassen könnte? Auf diese Frage hat TV 2 am Freitag versucht, Antworten zu bekommen, aber es war dem Sender nicht möglich, ein Interview mit dem Justizminister Søren Pape Poulsen (Det Konservative Folkeparti) zu führen.

Stattdessen haben die Fernseh-Journalisten Bürgermeister in den beiden der größten Städte des Landes nach Bandenproblemen befragt, um zu erfahren, was auf ihrer „Verbotsliste“ steht. Und hier ergibt sich, dass die Bande „Loyal To Familia“ sicherlich nicht die einzige auf der Verbots-Wunschliste ist.

Jacob Bundsgaard (Socialdemokraterne), ist der Bürgermeister von Aarhus, wo auch er Probleme mit Banden hat. Ihm wurde die Frage gestellt, was er darüber denkt, was geschehen sollte, wenn die Gerichte bestätigen, dass die Bande „Loyal To Familia“ verboten wird? Er sagt: „Ich denke, man sollte weiter daran arbeiten, alle Banden und Gruppen zu verbieten, die systematisch schwere Verbrechen begehen. Auf diese Weise können man auch das Signal aussenden, dass es sich hierbei nicht nur um eine einzelne Gruppierung handelt.“

„Es gibt die ,Black Army‘, die, so wie es derzeit aussieht, angekündigt hat, dass sie ihre Gruppe in Aarhus auflösen will. Aber ich denke nicht, dass sie so naiv sind zu glauben, dass damit auch die von ihnen begangenen Verbrechen verschwinden. Ich denke auch, dass man sich sie ,Hells Angels‘ und ,Bandidos‘ genauer ansehen sollte“, sagte Jacob Bundsgaard zu TV 2 weiter.

Ein Verbot von Rocker-Gruppen wurde schon erfolglos versucht, und einige Experten glauben auch nicht, dass ein Verbot hilft. Es wäre naiv zu glauben, dass Banden einfach so verschwinden, nur weil sie verboten sind. Ein Verbot kann nur helfen, ein Signal an die Gesellschaft auszusenden.

„Ich denke, dass es ein Beitrag unter vielen anderen sein wird, sich auf das Thema Bandenkriminalität zu konzentrieren und sich mit Bandverbrechen ernsthaft zu beschäftigen. Hoffentlich kann es auch einige davon abhalten, diesen Weg zu gehen“, sagt Jacob Bundsgaard.

Er betont, dass das Verbot weit von einer Gesamtlösung des Problems entfernt ist und schlägt vor, dass es den Kommunen einfacher gemacht werden sollte, Klubs in Industriegebieten zu schließen, dass es für Kommunen einfacher sein sollte, Bandenmitglieder in soziale Projekte zu zwingen und dass diesbezüglich die Behörden im ganzen Land kooperieren müssten.

Peter Rahbek Juhl (Socialdemokraterne) ist Bürgermeister von Odense, wo auch er Probleme mit Banden haben. Wie denkt er darüber, was geschehen sollte, wenn die Gerichte entscheiden, dass die Bande „Loyal To Familia“ verboten werden kann? „Das Verbot ist eindeutig ein wichtiges Instrument, weil es den Banden das Leben schwer machen kann. Ich sehe allerdings nicht, dass es ein Werkzeug ist, das alles allein löst, aber wenn man den Banden das Leben schwerer machen kann, ist es ein Mittel, das wir als ,Werkzeug‘ brauchen können“, sagt Peter Rahbek Juhl.

„Ich könnte eine ganze Reihe von Gruppen nennen wie die ,Hells Angels‘ und die ,Gremium‘, die versuchen, in den organisierten Drogenmarkt einzusteigen, um ihr kriminelles Geschäftsgebaren zu etablieren. Die ,Black Army‘ hat sich selbst aufgelöst, daher ist es schwer, die Gruppe jetzt zu verbieten, weil sie nicht mehr existiert. Dennoch ist das Verbot ein gutes Mittel, und wir sollten es testen, aber es ist nicht das Mittel, das alles von alleine regelt.“

Obwohl ein Verbot allein es nicht macht, denkt er, dass es schon einen Unterschied zur derzeitigen Situation macht. „Im Kampf gegen Banden ist es wichtig, dass wir uns ständig die Werkzeuge und Mittel anschauen, die wir im Kampf dagegen zu Verfügung haben. Und wenn es ein Werkzeug gibt, das es ihnen erschwert, mit einer Banden bezogenen Kleidung aufzutreten, werden zumindest einige der sichtbaren Symbole der kriminellen Gemeinschaft verschwinden.

Experten sagen, dass sie einfach weiterhin losziehen und auch ohne sichtbare Zeichen auf dem Rücken schießen werden. Deshalb glauben sie nicht daran, dass ein Verbot wirklich helfen wird. „Wenn Banden einen Grund haben zu glauben, dass sie sich oder etwas rächen zu müssen, gehen sie raus und rächen sich – egal was passiert. Es ist die primitive Logik, die in ihrer Welt regiert. Sie tun es mit oder ohne Rückenmarkierungen“, schätzt Odenses Bürgermeister die Lage ein.

Neben einem Verbot der Banden könnte es ferner helfen, ihnen die Möglichkeiten zu nehmenen, diese kriminellen Netzwerke zu betreiben, und diese sollten aktiviert werden. Peter Rahbek Juhl denkt daher, es ist effektiver, einen langen und ,coolen‘ Atem zu haben, bei dem die Polizei und die Sozialbehörden Bandenmitgliedern ständig im Nacken sitzen.

von

Günter Schwarz – 07.11.2017