Für Freunde der althergebrachten Briefpost wird es in Dänemark immer schwieriger, ihre Briefpost, seien es Liebesbriefe, Geburtstagskarten oder simple Urlaubsgrüße, an ihre Lieben zu versenden und sicherzustellen, dass diese den Empfänger pünktlich erreichen. Der Grund dafür liegt in dem jüngsten Beschluss des Parlaments Folketing, mit der fast schon radikalen Digitalisierung zur Kostensenkung der öffentlichen Hand beizutragen.

Den Trend zum papierlosen Alltag in Dänemark treibt vor allem der Staat voran, um die Kosten der öffentlichen Hand zu senken. Die Schreiben der Ämter, Behörden usw. werden im Land der Inseln nahezu ausnahmslos mit elektronischer Post versandt, so dass sich die Anzahl der versandten Briefe in den vergangenen 15 Jahren mehr als halbiert hat, wodurch die Post nicht mehr wirtschaftlich arbeiten kann. Im vergangenen Jahr musste „Post Danmark“ im innerdänischen Postverkehr einen Verlust von fast einer Milliarde Kronen verbuchen.

Um eine kaum durchsetzbare Anhebung des Briefportos auf bis zu 50 Kronen (6,70 €) zu vermeiden, ist die Entscheidung der Post auf eine reduzierte Zustellung von Briefpost gefallen, was dazu führen kann, dass Briefpost zum Empfänger künftig bis zu fünf Tagen unterwegs sein wird und am Samstag gar nicht mehr zugestellt wird.

Diese „Entschleunigung“ in der Briefzustellung stößt nicht überall auf Gegenliebe , was verständlich und nachvollziehbar ist. Besonders jene Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, die ihre Blätter bislang über die Post versandten, fühlen sich betroffen und müssen sich jetzt umstellen und eventuell gar eigene Zusteller einsetzen. Denkbar wäre allerdings auch, mit anderen Zeitungen, die bereits über ein eigenes Vertriebssystem verfügen, sogenannte „Zustellerpools“ zu bilden, um verschiedene Zeitungen und Zeitschriften gemeinsam zuzustellen.

Aus dem Gesundheitswesen kritisiert die Facharztleiterin am Uni-Klinikum Aarhus, Mette Sinonsen, die Entscheidung der Post dahingehend, dass sie befürchtet, viele Patienten von Krankenhäusern und Ärzten im Land würden wichtige Informationen nicht mehr rechtzeitig erhalten, was eventuell gar erhebliche gesundheitliche Folgen für den einen oder anderen Patienten nach sich ziehe könnte. Schließlich verfügen sehr viele ältere und sozial schwache Bürger über keine e-Boks (Dänischer elektronischer Posteingang für öffentlichen E-Mail-Verkehr). In diesen Fällen stünde dann lediglich das Telefon zur Verfügung.

Das „virtuelle Zeitalter“, welches in Deutschland noch reine Utopie ist und von unserer Bundeskanzlerin noch 2013 als „Neuland“ bezeichnet wurde, leitete Dänemark schon 1968 mit der Errichtung eines Zivilregisters und der Erteilung einer CPR-Nummer an jeden Bürger des Landes ein. Diese Nummer dient sowohl als Personen-ID, als Sozialversicherungsnummer und auch als Steuernummer. Damit hat auch jeder Bürger Zugang zum dem digitalen Bürgerbüro e-Boks, mit dem er nahezu jede bürokratische Angelegenheit einschl. der Steuererklärung von überall aus erledigen kann. Der Erwerb einer Briemarke wird somit überflüssig.

Im „Papier-Zeitalter“ war der Staat bester Kunde der Post gewesen, der durch die drastische Digitalisierung in der Kommunikation zwischen Bürgern und Behörden nunmehr weitgehend weggefallen ist. Dieses hat die Post so hart getroffen, dass die „Post Danmark“ keine andere Alternative sieht, als sich der Realität zu stellen und entsprechend zu reagieren.

Doch nicht nur die Post bekommt die Folgen der „virtuellen Welt“ zu spüren, denn diese hat bereits genauso den alltäglichen Zahlungsverkehr mit der Debitkarte „Dankort“ erreicht. Der Magnetstreifen dieser Karte hat Geldscheine und Münzen als beliebteste Zahlungsmittel bereits abgelöst und selbst die Zahlung über Smartphones erweist sich zunehmend größerer Beliebtheit. Eine Umfrage aus dem Jahr 2015 ergab, nur 57 % der Befragten hätten kaum kein Problem damit, wenn das Bargeld ganz abgeschafft werden würde. Nur 41 %t bestanden weiterhin auf Bargeld.

In Dänemark regt sich sicher niemand darüber auf, wie es in Deutschland der Fall ist, dass seitens der Politik laut darüber nachgedacht wird, in der „Euro-Zone“ den 500 €-Schein aus dem Zahlungsverkehr zu ziehen.

von

Günter Schwarz – 06.05.2016