Die dänische Lehrerin Dhurata Emini, die selbst Muslima ist, wundert sich über dänische Konvertitinnen zum Islam und fragt sich: „Ist die Erziehung der Eltern dieser Frauen so liberal gewesenen, dass sich ihre Kinder zu einer Gegenreaktion auf die Emanzipation veranlasst sehen? Sind die Rahmen in diesen Häusern so locker gewesen, dass die Kinder jetzt eine feste Struktur brauchen? Eine Scharia-Struktur?“

Sie sagt: „Als Frau mit einem anderen ethnischen Hintergrunds hier in Dänemark hätte ich den unbändigen Wunsch lauthals hinauszuschreien: Ja, wir haben Forderungen! Ja, wir sind frei! Ja, wir würden uns gern um unsere Kinder und um das Haus zusammen mit unseren Männern kümmern!“

Sie erzählt: „Im Kopenhagens Nordwesten mit einer bunten und lebendigen Nachbarschaft sitze ich in meinem Auto und warte auf  meine Schwester. Sie steigt in den Wagen ein, und auf der Straße kommt uns eine Frau in Burka entgegen. Wir sehen einander an und fragen uns:
„Warum machen die Leute das eigentlich?“
Meine Schwester ruft aus:
„Sie ist bestimmt eine Dänin, denn mit sehr vielen Frauen aus einer anderen ethnischen Herkunft ist das in Dänemark nicht zu machen.“
Ich achte auf die hellen Hände der Frau; man muss auf die Hände und die blauen Augen achten, um zu sehen, ob man recht haben könnte.
Mit den 1970er-Einwanderern kam die Debatte über Frauen anderer ethnischer Herkunft auf, ob sie unterdrückt würden. Viele Männer hatten eine Frau zu Hause, während sie sich mit unabhängigen dänischen Frauen amüsierten. Heute ist es für einen Teil der konvertierten dänischen Frauen üblich, die verheiratet sind und zu Menschen „anderer ethnischer Herkunft“ geworden sind, zu Hause zu bleiben und für den Nachwuchs zu sorgen, während deren Männer mit Freunden und Freundinnen unterwegs sind.
Ein Beispiel dafür ist ein Unternehmen, in dem ich war und aus dem ein paar der Männer mit dänischen Frauen verheiratet waren. Einer dieser Männer begann ein Verhältnis mit einer der anderen Frauen im Betrieb. Ich sprach ihn daraufhin  provokativ und mit bestem dänischen Sarkasmus an,  denn obwohl er verheiratet war und sogar ein Kind unterwegs war, erklärte er lediglich, er würde für seine Frau sorgen, und sie wüsste, dass er „Freunde“ hatte, und sie nahm die Rolle der Frauen an.
Ich war erstaunt und sagte ihm, er sollte froh sein, dass er nicht mit einer Frau mit einem anderen ethnischen Hintergrund verheiratet war, denn ansonsten würde er wirklich „harte Klöße in der Suppe „ haben.
„Ich bin auch verdammt glücklich, dass es so gekommen ist“, entgegnete er.
Ich war damals stolz darauf – die Rollen hier plötzlich verändert vorzufinden. Als Frau mit einem anderen ethnischen Hintergrund hier in Dänemark hatte ich ein riesiges Bedürfnis laut auszurufen: „Ja, wir stellen Forderungen! Ja, wir sind befreit! Ja, wir würden uns um unsere Kinder sorgen und um das Haus zusammen mit unseren Männern  kümmern! Nein, wir werden nicht dulden, dass unsere Männer hinter andere Frauen herlaufen! Nein, wir werden uns nicht von unseren Männern diktieren lassen, wie und ob wenn wir eine Religion pflegen! Und last but not least: Nein, unsere Männer sollen uns nicht in mehrere Schichten von Kleidungsstücken wickeln, während sie unterwegs sind und mit anderen Frauen herummachen!“

Ich bin eine „Bannerträgerin“ des Rechts selbst zu entscheiden, ob ich eine Burka, einen Schal oder überhaupt Unterwäsche trage, aber das Dilemma hier ist ein anderes. Diese Frauen hatten den Schal und ihre Partner selbst gewählt – aber glauben sie auch, dass der Lebensstil, aus dem der Mann stammt, die Frau zu kochen und die Kinder zu speisen hat, noch  zu dieser Wahl gehören und damit  alles in Ordnung ist?
Dänische Konvertitinnen sind neu in der Kultur und der Religion, und sie können die ungeschriebenen Regeln nicht kennen. Ebenso geschah es mir in gleicher Weise, dass ich nicht die ungeschriebenen Regeln in der dänischen Kultur kannte, als ich hierher kam. Aber ich schluckte sie hinunter und machte sie mir zueigen.

Und damit bin ich wieder am Beginn, und ist die Erziehung der Eltern dieser Frauen so liberal gewesenen, dass sich ihre Kinder zu einer Gegenreaktion auf die Emanzipation veranlasst sehen? Sind die Rahmen in diesen Häusern so locker gewesen, dass die Kinder jetzt eine feste Struktur brauchen? Eine Scharia-Struktur?

Nicht alle dänischen Konvertitinnen werden unterdrückt! Es ist eine Gruppe, die allerdings deutlich in Erscheinung tritt, sobald man sich auch nur vorübergehend in diesen Kreisen aufhält. Es ist eher ein Kult als ein Zweig des Islam, und wir sollten darüber äußerst besorgt sein!

Mit großem Unbehagen, als „Frömmlerin“ hingestellt zu werden, schließe ich damit, dass diese Frauen das Leben gewählt haben, welches sie am allerliebsten führen möchten oder etwa nicht?“

von

Günter Schwarz – 15.05.2016