Das Rätsel um eine zweite Amtszeit des Bundespräsidenten Joachim Gauck ist geklärt. Soeben verlass der Bundespräsident im ZDF eine Erklärung zu seiner Zukunft, die allen Spekulationen der vergangenen Tage und Wochen ein Ende bereitet.

Bundespräsident Gauck wird sich nicht für eine zweite Amtszeit entscheiden, obwohl ihm das Amt sehr viel Freude bereitet und er dieses Amt sehr gern ausübt, bei dem er, wie er sagt, auch sehr viel Zustimmung aus der gesamten deutschen Bevölkerung erfährt.

Die Entscheidung, das Amt mit dem Ablauf seiner Legislaturperiode am 17. März 2017 im Alter von 77 Jahren aufzugeben, fällt ihm nicht leicht, und dennoch hält er diesen Schritt für nötig und vernünftig, da er nach Ablauf einer zweiten 5jährigen Amtszeit 82 Jahre alt sein wird, und er sich nicht sicher ist, wie seine weitere Altersentwicklung verlaufen wird. Um diesbezüglich kein Risiko einzugehen, hat sich Bundespräsident Gauck entschlossen, seine Achtung und Verantwortung gegenüber dem deutschen Volk vor seine derzeitige Freude am Amt zu stellen.

Damit gebührt dem Bundespräsidenten Joachim Gauck Dank und Anerkennung, der zudem ein überaus beliebter Bundespräsident ist und viel Lob aus allen politischen Lagern erfährt, obgleich er sich als „politischer Bundespräsident“ nicht immer gänzlich auf seine repräsentativen Aufgaben dieses Amtes beschränkt.

Aus den Reihen der großen Koalition  CDU/CSU und SPD wurden unmittelbar nach der Fernsehansprache des Bundespräsidenten  die ersten Stimmen des Bedauerns laut, und ebenso reagierte die Opposition aus den Grünen und der Linken.

Somit wird die Wahl des neuen Bundespräsidenten im kommenden Jahr im März vermutlich zu einem politischen Wahlkampf werden, der voll in den Wahlkampf zum Bundestag im September hineinwirkt und diesen nicht unbeeinflusst werden lässt. Inwieweit sich die Wahlen des Bundespräsidenten und des deutschen Bundestages voneinander werden trennen lassen, muss abgewartet werden. Dennoch besteht die Gefahr, dass sich das „politische Gezerre“ um Wählerstimmen nicht unbedingt positiv auf den Kandidaten zum Bundespräsidenten auswirken wird, denn bereits jetzt gibt es schon mehr als genug potentielle Nachfolger für Joachim Gauck, die erst einmal beweisen müssen, ob sie die Bundesrepublik so souverän repräsentieren können, wie es Gauck vermag.

Seine beiden Vorgänger bewiesen ein weniger „glückliches Händchen“ im Amt, denn der 9. Bundespräsident Horst Köhler trat als erster Bundespräsident vorzeitig von seinem Amt zurück, und der 10. Bundespräsident, Christian Wulff, „wurde“ mehr oder weniger zurückgetreten. Insofern war bzw. ist Joachim Gauck der Bundespräsident, der diesem Amt wieder zu alter Größe verholfen hat und ihm bereits von daher unser aller Dank gebührt.

von

Günter Schwarz – 06.06.2016