Der Islamische Staat will’s gewesen sein. Der Attentäter von Nizza soll ein „Soldat“ des Islamischen Staats gewesen sein. Das verbreitet zumindest eine der Terrormiliz nahestehende Nachrichtenagentur Amak.

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag in Nizza mit mindestens 84 Toten für sich beansprucht. Die Miliz erklärte am Samstag über ihr Sprachrohr Amak, der Täter sei ein „Soldat des Islamischen Staats“ und von dessen Aufrufen inspiriert gewesen. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. Die französischen Behörden und der Geheimdienst haben bisher keinen Hinweis auf eine Radikalisierung des 31-jährigen Tunesiers.

Die IS-Agentur Amak berichtete, der Attentäter von Nizza habe auf Aufrufe der Miliz reagiert, Bürger der Länder der internationalen Koalition anzugreifen, die in Syrien und im Irak gegen die Extremisten kämpft. Zu der Koalition gehören neben Frankreich unter anderem die USA, Großbritannien und Italien. Deutschland unterstützt die Allianz mit einer Fregatte und Aufklärungsflügen.

Bei dem Anschlag von Nizza mit mindesten 84 Toten und über 200 Verletzten geht die Polizei noch von einem Einzeltäter aus. Dennoch geht sie allen Spuren und Hinweise nach, die die Möglichkeit von Hintermännern nicht gäzlich ausschließt.

Nun sind vier Männer aus dem näheren Umfeld des Attentäters festgenommen worden, wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Samstag nach Informationen aus Ermittlerkreisen berichtete. Die am Freitag festgenommene Ex-Frau des 31-jährigen Tunesiers, der am Donnerstag in der südfranzösischen Stadt mit einem Laster in eine feiernde Menschenmenge gerast war, befindet sich noch immer in Polizeigewahrsam.

Präsident François Hollande beriet am Morgen mit seinem Sicherheitskabinett. In ganz Frankreich begann am heutigen Samstag eine dreitägige Staatstrauer. Am Montagmittag sollte es eine Schweigeminute geben.

Unklar ist bisher die Motivation des Täters, der am französischen Nationalfeiertag in Nizza mit einem Mit-Lkw in eine Menschenmenge gefahren war. Premierminister Manuel Valls hatte sich am Freitag überzeugt gezeigt, dass der von der Polizei erschossene 31-jährige Tunesier ein organisierter Islamist gewesen war, auch wenn die Ermittlungen dies noch nicht bestätigt hätten. „Das ist ein Terrorist, der ohne Zweifel auf die eine oder andere Weise mit dem radikalen Islamismus verbunden war“, sagte Valls dem Sender France 2.

Innenminister Bernard Cazeneuve verneinte dagegen im Fernsehsender TF1 die Frage, ob man Mohamed Lahouaiej-Bouhlel Verbindungen zum radikalen Islam nachweisen könne. „Wir haben hier ein Individuum, das den Geheimdiensten nicht für Aktivitäten in Verbindung mit dem radikalen Islamismus bekannt war“, sagte Cazeneuve. Der Täter war am 14. Juli mit einem Lastwagen auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais in eine Menschenmenge gerast und erst nach zwei Kilometern von der Polizei gestoppt und erschossen worden. Er lebte nach Angaben der Staatsanwaltschaft seit vielen Jahren in Nizza. Bis Donnerstag war Lahouaiej-Bouhlel nur als Kleinkrimineller aufgefallen.

von

Günter Schwarz – 16.06.2016