Für die Landwirte in Dänemark und Schleswig-Holstein läuft der Wettlauf gegen die Zeit , und die Erntemaschinen laufen in derzeit Tag und Nacht auf Hochtouren. Die erste Ernte-Prognose der Landwirte lautet, sie ist unterdurchschnittlich bis enttäuschend.

„Vor allem bei der Wintergerste und beim Winterraps sind die Verluste hoch, hier wird die Bilanz sehr enttäuschend ausfallen“, sagt Claus Erichsen, Berater für den Landwirtschaftlichen Hauptverein für Nordschleswig (LHN). Bei beiden Feldfrüchten geht er von Ertragsverlusten von 20 bis 30 Prozent aus. „Zum einen, weil die Früchte kleiner und weniger sind, zum anderen liegen die Preise 15 bis 20 Kronen (2 bis 2,70 Euro) niedriger als 2015.“ Obwohl die Körner der Wintergerste kleiner sind, liegt der Proteingehalt jedoch etwas höher.

„Ein Grund könnte sein, dass die Bauern erstmals mehr Dünger ausbringen durften. Durch die Witterungsverhältnisse ist das aber wieder hinfällig“, sagt Erichsen. Derzeit holen die Bauern die Sommergerste, Roggen und den Weizen ein – hier sieht es etwas besser aus. „Nach ersten Erkenntnissen fällt die Ernte bei diesen Früchten leicht unterdurchschnittlich aus, hier gibt es keine so großen Verluste“, so Erichsen. Die zum Teil schlechte Ernte trifft vor allem jene Landwirte, die ihre Ernte verkaufen und nicht im eigenen Betrieb verwenden. „Wer beispielsweise die eigene Ernte an die Schweine verfüttert, muss am Ende vielleicht etwas dazukaufen, weil die Menge nicht reicht. Bei den Preisen fällt das aber weniger ins Gewicht, als wenn man die gesamte Feldfrucht verkauft und für 100 Kilo deutlich weniger kriegt“, weiß Erichsen. Beim LHN begrüßt man die Initiative des dänische Lebensmittelministeriums, das die Frist fürs Ausbringen der Wintersaat bis zum 30. August verlängert hat. „Alles andere wäre unmöglich geworden. Eine neue Berechnung zeigt, dass wir aktuell mindestens 14 Tage durchgehend gutes, trockenes Wetter brauchen, um alles von den Feldern zu holen“, sagt Tage Hansen, Direktor des LHN. „Diese gesetzten Fristen sind allerdings fragwürdig. Jeder Landwirt will ohnehin seine Wintersaat so schnell wie möglich ausbringen. Aber immerhin gab es eine Verlängerung.“

Die Landwirte tun, was sie können, um die – endlich trockenen – ihre Felder abzuernten. „Viele Betriebe fahren tagsüber die Sommergerste und nachts den Weizen ein und arbeiten rund um die Uhr“, so Claus Erichsen.

von
Günter Schwarz – 19.08.2016