Der in København geborene dänische Schauspieler John Martinus verstarb  im Alter von 77 Jahren am 17.August, am vergangenen Mittwoch dieser Woche

In Dänemark war er zwar als Revue-Schauspieler bekannt und spielte in zahlreichen Theaterstücken und Revuen im Betty Nansen Teatret, Aarhus Teater, Amager Scenen, Nørrebros Teater und im Det ny Teater, Berühmt wurde er aber in seiner Rolle als „Nazi-Holger“ in der legendären Fernsehserie „Matador“ von Lise Nørgaard.

Er, der noch nicht einmal eine Schauspielausbildung hatte, spielte die Rolle so überzeugend, dass er von manchen im Lande sogar als echter Nazi angesehen wurde. Die Rolle als „Holger Jørgensen“ verfolgte ihn auch außerhalb der Filmstudios. In dem Boulevardblatt „Ekstra Bladet“ schilderte er, wie er vor Jahren auf Østerport Bahnstation von einem älteren Herrn als „widerliches Nazi-Schwein“  beschimpfte wurde. Als er dagegen protestierte, spuckte der Mann ihm sogar ins Gesicht. Fast bis zuletzt wurde der Schauspieler immer wieder von vielen nur als „Nazi-Holger“ gesehen.

Die Schriftstellerin Lise Nørgaard, die das Manuskript für die Fernsehserie „Matador“ geliefert hatte, hat in ihrem Buch „Et liv med Matador“ ( Ein Leben mit Matador) aus dem Jahre 2003 berichtet, wie sie von Ehefrauen von Schauspielern angerufen und gebeten wurde, ihren Männern unter keinen Umständen eine Nazi-Rolle aus Furcht vor gesellschaftlichen Nachteilen zu geben.

John Martinus vertrat dagegen eine ganz andere Haltung und sah es ganz pragmatisch. Nach seinen eigenen Worten dachte er in der Rolle als „Nazi-Holger“ nur immer an sein Honorar, um rechtzeitig die Hypotheken für sein kurz zuvor erworbenes Haus in  Lyngby bezahlen zu können.

„Matador“ ist eine dänische TV-Serie aus 24 Abschnitten, die von 1978–1981 von Danmarks Radio produziert wurde.

Die Serie zeigt das Leben in der fiktiven dänischen Kleinstadt Korsbæk zwischen 1929–1947. Mads Andersen-Skjern, die Hauptperson, kommt im Jahr 1929 als Handelsvertreter in den Ort und eröffnet eine Modeboutique. Dadurch wird er zum Gegner der angestammten konservativen Elite am Ort. Im Laufe der folgenden beiden Jahrzehnte steigt er zum Großunternehmer auf.

Die Serie lief von 1981 bis 1984 auch im Vorabendprogramm der ARD sowie von 1986 bis 1987 im Südwestfunk und Hessischen Rundfunk unter dem Titel „Die Leute von Korsbæk“ in 26 Folgen.

von

Günter Schwarz – 21.08.2016