Die Kooperation des Iran und Russlands im Anti-IS-Kampf in Syrien ist vorerst beendet. Von iranischen Stützpunkten starten vorerst keine russischen Jets mehr, erklärte Teheran – und kritisierte die „Angeberei“ der Russen. Diese spielen den Streit jedoch herunter.

Russland wird bis auf Weiteres nicht mehr von iranischen Stützpunkten Luftangriffe auf Ziele in Syrien fliegen. Russland bestätigte entsprechende Angaben der Regierung in Teheran. Das iranische Verteidigungsministerium ist offenbar verärgert darüber, dass Russland in der vergangenen Woche öffentlich gemacht hatte, iranische Militärstützpunkte für Angriffe auf den die Terrormiliz „Islamischer Staat“ und andere Extremistengruppen zu nutzen.

Verärgerung über „Angeberei“ der Russen

Der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehghan hat dieses Vorgehen als „eine Art Angeberei und unfein“ kritisiert. Das sei so nicht abgemacht gewesen. Die Russen wollten damit zeigen, dass sie eine Supermacht seien. Der russische Botschafter in Teheran, Lewan Dschagarjan, spielte den Streit gegenüber der Agentur Interfax herunter. Er sehe keine Hindernisse für Russland, künftig iranische Infrastruktur für Luftangriffe in Syrien zu nutzen, so Dschagarjan.

Irans Außenamtssprecher Bahram Ghassemi betonte, sein Land habe der russischen Luftwaffe Stützpunkte auf Moskauer Bitte hin befristet zur Verfügung gestellt. Luftangriffe auf den IS und andere Extremisten seien „mit iranischer Erlaubnis“ geflogen worden. „Es war eine spezifische autorisierte Mission und sie ist vorerst vorüber. Sie haben sie ausgeführt und sind nun weg“, sagte Ghasemi. Künftige russische Angriffe in Syrien von iranischem Boden aus schloss er nicht aus, sollte „die Situation in der Region“ sie erfordern.
Russland konnte Zeit und Treibstoff sparen

Der Iran hatte Russland den Luftwaffenstützpunkt Hamedan angeblich unter der Bedingung eines Stillschweigens zur Verfügung gestellt. Das russische Verteidigungsministerium machte die neue Zusammenarbeit aber vergangene Woche anscheinend ohne Koordination mit Teheran öffentlich. Konkret hieß es, Bomber vom Typ Tu-22M3 und Su-34 flögen Angriffe gegen islamistische Rebellen in Syrien vom iranischen Stützpunkt Hamadan aus.

Dies verkürze die Flugzeit, spare Treibstoff und ermögliche eine größere Waffenzuladung. Das führte im Iran zu Erklärungsnot und zur Verärgerung des Verteidigungsministers, weil die Überlassung eines Militärstützpunktes an eine ausländische Macht verfassungswidrig ist. Auch die USA kritisierten die Nutzung der Stützpunkte.

Russland und der Iran sind die wichtigsten Verbündeten des syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Die russische Luftwaffe fliegt seit September 2015 Angriffe in Syrien. Nahe Latakia verfügt sie zwar über eine Basis, die noch viel näher an den Einsatzorten liegt. Nach russischer Darstellung ist sie aber für den Einsatz von Langstreckenbombern ungeeignet.

von

Günter Schwarz – 22.08.2016