Die Hans-Insel vor Grönland (grönländisch: Tartupaluk) hat absolut nichts zu bieten. Sie ist unbewohnt, sie ist nur etwa einen Quadratkilometer groß, und sie hat keine abgesehen von dem Felsen keinerlei natürliche Ressourcen.

Trotzdem streiten sich schon seit den 1930er-Jahren zwei Nationen um diesen Felsen. Es sind  Kanada und Dänemark, die beide die im arktischen Meer gelegene Insel für sich beanspruchen, da sie genau zwischen den dänischen und den kanadischen Gewässern liegt.

Und die Länder haben ein außergewöhnliches und völlig undiplomatisches Vorgehen, um sich gegenseitig zu zeigen, zu wem die Insel gehören soll: Sie führen einen „Whisky-Krieg“ darum.

Das soll heißen, jedes Mal, wenn das dänische oder das kanadische Militär auf die Insel kommt, hinterlassen die Soldaten dem jeweils anderen Land eine Flasche hochprozentigen Alkohol. „Die Dänen platzieren eine Flasche dänischen Schnaps und die Kanadier eine Flasche Canadian Club“, sagte der dänische Botschafter in den USA, Peter Takso Jensen, im Interview mit der Geografie-Seite „World Atlas“.

Zunächst gehörte die Hans-Insel zu Dänemark

Der Völkerbund, die Vorgänger-Organisation der Vereinten Nationen, sprach das Territorium 1933 Dänemark zu. Doch seitdem sich dieser aufgelöst hat, gilt der Beschluss quasi nicht mehr. Durch den Zweiten Weltkrieg und den darauf folgenden Kalten Krieg geriet der Streit um das Territorium ins Hintertreffen. Jedoch flammte er 1984 wieder auf.

Mit Whisky-Flaschen markieren beide Länder ihr Territorium

In diesem Jahr besuchte der dänische Minister, der für die Verwaltung Grönlands zuständig ist, die Insel, platzierte eine dänische Flagge darauf und hinterließ eine Flasche Brandy. Dazu legte er einen Zettel, auf dem stand: „Willkommen in Dänemark“, berichtet der TV-Sender CBC.

Das ließ die kanadische Regierung natürlich nicht auf sich sitzen und hinterließ ihrerseits wieder eine Flasche Whisky mit dem Schild „Willkommen in Kanada“. Seither tobt der nicht ganz so ernst gemeinte „Whisky-Krieg“ um die Insel. Aufgegeben hat bis heute niemand.

Auch der Status des Territoriums ist nach wie vor nicht geklärt. Laut CBC diskutieren die Vertreter beider Länder derzeit einen Plan, wonach die Hans-Insel ein geteiltes Territorium werden könnte.

von

Günter Schwarz – 16.09.2016