Hilfesuchende müssen oft an den Türen dänischer Frauenhaus-Einrichtungen abgewiesen werden. Gewalt in den eigenen vier Wänden führt viele Frauen, oftmals mit ihren Kindern, in ein Frauenhaus. Dort suchen sie Schutz und hoffen auf den Beginn  eines neuen Lebens – ohne Schläge, Tritte und andere Misshandlungen. Das ist jedoch in vielen Fällen nicht möglich, denn es gibt nicht genügend Plätze für die verzweifelten  Frauen – sie müssen abgewiesen und weitervermittelt werden.

Im Frauenhaus (krisecenter) in Frederikshavn bei Aaalborg werden wöchentlich fünf bis zehn Frauen an der Tür abgewiesen, weil die Zimmer belegt sind, berichtete Danmarks Radio Nordjylland. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Frauenhaus Haderslev. Dort gebe es in diesen Tagen keine freien Plätze, berichtet Mitarbeiterin Tina. Und in Aabenraas Frauenhaus stehen, trotz Umbaus im vergangenen Jahr, ebenfalls nur begrenzt Räume zur Verfügung, die zumeist belegt sind. Deshalb muss auch hier abgewiesen werden. 2015 war das 111-mal der Fall. „Und in diesem Jahr werden es noch mehr sein“, berichtet Tove Lagoni, die Leiterin der Einrichtung.

Kürzlich hat sie versucht, eine Frau in Not weiterzuvermitteln, da in Aabenraa kein Platz war. „Drei freie Plätze gab es in den insgesamt 42 Frauenhäusern im Land“, berichtet sie. Und alle waren weit entfernt, unter anderem auf Bornholm – kaum eine Möglichkeit. „Dann versuchen wir, mit der Kommune, der Polizei und anderen Partnern eine Lösung zu finden“, sagt Tove Lagoni. „Gut ist es, wenn die Hilfesuchenden über ein soziales Netzwerk verfügen, das sie in Anspruch nehmen können. Dort können sie vorläufig Unterschlupf finden“, erklärt sie die Vorgehensweise, wenn kein Platz vorhanden ist. „Denn zurück können die Frauen nicht wieder. Zurück bedeutet auch zurück zur Gewalt“, so Lagoni.

Neben mehr Platz, um Frauen aufzunehmen, wünscht sich die Frauenhausleiterin, dass „die psychologische Hilfe ohne Wartezeit in Gang gesetzt wird, denn viele sind bei ihrer Ankunft traumatisiert und benötigten rasch Hilfe“, erklärt sie. Und die Hilfe von Psychologen sei sehr wirksam, erzählt sie aus ihrer Erfahrung.

Nach den letzten Meldungen über zu wenig Platz in den Frauenhäusern haben seitens der Politik zumindest die Sozialdemokraten das Thema aufgegriffen und wollen es in die bevorstehenden Haushaltsverhandlungen einbringen.

von

Günter Schwarz – 23.09.2016