Eine Reihe von neugeborenen Kindern, die während des Zweiten Weltkrieges in Dänemark zur Welt kamen, wurden mit Hakenkreuzen hinter dem Namen als „Tyskerbørn“ (Deutsch-Kinder) gekennzeichnet. Das zeigen zahlreichen Kirchenbüchern im Land, die im Zuge einer neuen Dokumentarserie entdeckt wurden.

Insgesamt wurden 5.579 Personen aus den Jahren 1940 bis 1945 in die Geburtenregister eingetragen, die einen deutschen Vater hatten. Neben vielen dieser Namen wurde ein Hakenkreuz gezeichnet.

Für die Personen, die während des Krieges von sogenannten „Tyskertøser“ (Deutschenschlampen – dänische Frauen, die Liebschaften mit deutschen Soldaten während der Besatzungszeit eingingen) geboren wurden, sind Hakenkreuze etwas, das sie tief verletzt, so Arne Øland, Vorsitzender vom „Danske Krigsbørns Forening“ (Dänische Kriegskinder Vereinigung). „So ein kleines Hakenkreuz hat eine unglaublich große Bedeutung, viel mehr, als nur eine kleine Vignette. Das ist existenziell“, so Øland gegenüber dem „Kristeligt Dagblad“ (Christliches Tagesblatt). Er führt aus: „Die ganze Thematik über deutsche Väter war über viele Jahre enorm tabuisiert. Es war zwar kein Kriegsverbrechen, einen deutschen Vater zu haben, aber trotzdem waren die Mütter während des Krieges und in den Jahren danach schweren Schikanen und Benachteiligungen ausgesetzt.“

In einem Kirchenbuch aus Hals, in der Nähe von Aalborg, wurden insgesamt 15 Personen gefunden, deren Namen mit einem Hakenkreuz versehen waren. Einige Kinder wurden mit einem einzelnen Hakenkreuz versehen, während andere gleich drei hinter dem Namen stehen haben.

Die Dokumentarserie „Min mor var tyskertøs“ (Meine Mutter war Deutschen-Schlampe) beginnt am Mittwoch den 28. September auf Danmarks Radio K um 20:30 Uhr und handelt von der Stigmatisierung, die Kinder und ihre Mütter während und nach dem Krieg erlebten. Die Liebe zu einem Feind der Nation wurde den Frauen nach der Befreiung zum Verhängnis. Die „Rache und Wut des Volkes“ kam über sie und auch wirkten sich auch auf die Leben ihrer Kinder aus.

von

Günter Schwarz – 26.09.2016