Neue Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums sagen drastisch sinkende Renten voraus. Wenn die Politik nicht gegensteuere, werde das Rentenniveau in den nächsten 30 Jahren bis auf 41,6 Prozent des Durchschnittslohns sinken. Das wären sechs Prozentpunkte weniger als heute. Es bei den derzeitigen 47,8 Prozent zu halten, würde Milliarden kosten.

Das verunsichere die Arbeitnehmer und untergrabe das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung, hieß es aus dem Ministerium. Arbeitsministerin Nahles hat für November ein Gesamtkonzept für die Alterssicherung angekündigt, in dem die neuen Zahlen berücksichtigt werden.

Neue Berechnungen des Bundessozialministeriums zeigen: Wenn alles so weiter läuft wie bisher, wird das Niveau der gesetzlichen Rente stark sinken – auf 41,6 Prozent bis 2045. Das Rentenniveau in Deutschland wird bis 2045 voraussichtlich auf 41,6 Prozent sinken, wenn der Gesetzgeber nicht gegensteuert. Das geht aus neuen vorläufigen Berechnungen des Bundessozialministeriums hervor, die das Ministerium vorstellte. Gegenwärtig liegt das Niveau bei 47,8 Prozent.

Rentenniveau
Das Rentenniveau beschreibt die Höhe der Rente eines Durchschnittsverdieners nach 45 Beitragsjahren im Verhältnis zum aktuellen Durchschnittslohn.

Mit den neuen Berechnungen liegen erstmals Prognosen vor, die über das Jahr 2030 hinausreichen. Ein Festschreiben des jetzigen Niveaus (47,8 Prozent) wäre den Berechnungen zufolge mit erheblichen Mehrkosten verbunden: Erforderlich wären 40 Milliarden Euro. In diesem Fall müsste der Beitragssatz von derzeit 18,7 Prozent auf 26,4 Prozent im Jahr 2045 steigen.

Der Beitragssatz ist nach geltendem Recht allerdings auf 22 Prozent bis 2030 begrenzt. „In diesem Spannungsfeld gilt es, politische Entscheidungen für eine zukünftige Stabilisierung der Rentenversicherung zu treffen“, hieß es aus dem Ministerium. Denn das Abrutschen des Rentenniveaus untergrabe das Vertrauen in die gesetzliche Rente.

„Haltelinie“ benötigt

Beim Rentenniveau sieht das Recht zudem vor, dass es bis 2020 nicht unter 46 Prozent und bis 2030 nicht unter 43 Prozent sinken darf. Für die Zeit danach sind bislang keine weiteren Regelungen getroffen worden.

Bundesarbeits- und sozialministerin Andrea Nahles will im November ihre Vorstellungen zur Zukunft der Rente vorlegen. Derzeit führt sie mit den zuständigen Verbänden Gespräche dazu. Sie hatte zuvor bereits angekündigt, sich für eine „Haltelinie“ stark machen zu wollen.

Der Sozialverband VdK Deutschland forderte, die „Talfahrt“ des Rentenniveaus zu stoppen. „Das Rentenniveau muss bei 50 Prozent liegen, mindestens aber erst einmal auf heutigem Niveau stabilisiert werden, um einen wirksamen Schutz gegen Altersarmut zu ermöglichen“, sagte Präsidentin Ulrike Mascher. Der Linke-Rentenexperte Matthias W. Birkwald forderte Nahles auf, für ein Rentenniveau von 53 Prozent zu sorgen. Beschäftigte sollten zudem vom ersten Arbeitstag an freiwillige Zusatzbeiträge einzahlen können.

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Günter Schwarz – 29.09.2016