(Hamburg) Berliner Steppke begibt sich auf große Bahnreise. Ein sechsjähriger Junge überkommt Fernweh und fährt nach der Schule mit Ranzen allein im ICE „mal kurz“ allein von Berlin nach Hamburg.

Am 05.10.2016 jagte ein sechsjähriger Junge seinen Eltern unbeabsichtigt einen riesengroßen Schrecken ein. Aus noch nicht geklärten Gründen verließ der Kleine zunächst unbemerkt mit seinem Schulranzen den Schulhof einer Gehörlosenschule in Berlin und begab sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Bahnhof Berlin – Spandau.

Der offensichtlich reiselustige Junge bestieg dort nach jetzigem Sachstand gegen 13.34 Uhr einen ICE-Zug Richtung Hamburg. Rund zwei Stunden sollte das „Bahnabenteuer“ für den Berliner Steppke bis zur Ankunft im Hamburger Hauptbahnhof jetzt andauern.

Dass seine Eltern in Berlin bereits völlig verzweifelt waren und gemeinsam mit Beamten der Berliner Polizei nach ihm suchten, konnte der kleine Noel ja nicht ahnen…

Im ICE wurde ein Reisender zwischenzeitlich auf den ohne Begleitung reisenden Schüler aufmerksam, der ihn einem Zugbegleiter meldete. Umgehend wurde die Einsatzzentrale der Bundespolizeiinspektion Hamburg informiert. Nach Einfahrt des ICE im Hamburger Hauptbahnhof nahm ein Streifenteam der Bundespolizei den kleinen „Ausreißer“ in ihre Obhut. Wohlbehalten wurde Noel zur Polizeiwache verbracht und da lange Reisen bekanntlich hungrig machen, konnte sich der Kleine erst einmal an einer großen Portion Pommes Frites stärken.

Zwischenzeitlich konnte eine Bundespolizistin im Schulranzen ein Hausaufgabenheft auffinden, indem die telefonische Erreichbarkeit der Mutter stand. Sie konnte telefonisch in Berlin erreicht und über den sicheren Aufenthalt ihres Sohnes informiert werden. Sehr glücklich und völlig aufgelöst sagte die junge Frau die Abholung ihres Jungen zu. Die Eltern des kleinen Noel machten sich umgehend mit ihrem PKW auf den Weg nach Hamburg.

Jetzt galt es für die Bundespolizisten der Wache am Hauptbahnhof auch Noel während des laufenden polizeilichen Einsatzgeschehens die nächsten Stunden sinnvoll zu beschäftigen. Ein Malbuch konnte den äußerst pfiffigen Jungen leider nur eine halbe Stunde die Zeit vertreiben. Neugierig und sehr interessiert „durchstreifte“ Noel dann die Räume der Polizeiwache. Besonderes Interesse zeigte der Kleine an den Funkgeräten, den Monitoren, den Türöffnern und den Sprechanlagen.

Gegen 18.50 Uhr trafen die Eltern aus Berlin an der Eingangstür der Polizeiwache ein. Nachdem die Mutter zunächst die Sprechanlage zur Wache betätigte, meldete sich nicht wie gewöhnlich ein Polizist, sondern ihr Sohn meldete sich direkt. Immer noch völlig aufgelöst aber überglücklich konnten die Eltern ihren vermissten Noel dann endlich wieder in die Arme schließen. Happy End bei der Bundespolizei; der gemeinsamen Heimfahrt der Berliner Familie stand jetzt nichts mehr im Wege.

von

Günter Schwarz – 07.10.2016