Er flimmerte in „Spur der Steine“ über die TV-Bildschirme, in der Serie „Auf Achse“ und in „Liebling Kreuzberg“ – so groß seine Rollen waren, so legendär seine Auftritte, so leise war sein Abgang.

Manfred Krug, einer der großen deutschen Schauspieler, ist tot. Er starb, wie jetzt bekannt wurde, bereits am vergangenen Freitag im Alter von 79 Jahren. Er sei im Kreise seiner Familie in Berlin friedlich eingeschlafen, teilte sein Management mit.

Manfred Krug kam am 8. Februar 1937 in Duisburg zur Welt. Im Alter von 14 Jahren lernte er den Beruf des Eisenhütten-Facharbeiters. 1951 bis 1954 arbeitete er in einem Stahlwerk. Viele Unfälle waren es, die ihn zu einem mutigen Schritt inspirierten: Er zog nach Berlin, startete an der Schauspielschule seine Ausbildung. Dort blieb er allerdings nur ein Jahr – weil er als zu aufmüpfig galt.

Krug bewarb sich am Berliner Ensemble, blieb dort bis 1957 Schüler, ging dann ins freie Schauspiel. Er gab den Oleg Zalewski im Kriegsdrama „Fünf Patronenhülsen“, war in „Professor Mamlock“ und „Leute mit Flügeln“ zu sehen.Sein Durchbruch gelang ihm mit dem Film „Auf der Sonnenseite“ – vielleicht lag es daran, dass er sich selbst spielte. Der autobiografisch gefärbte Streifen ließ ihn über Nacht zum Publikumsliebling werden.

Gleichzeitig begann er seine Karriere als Jazz-Sänger. Er gab Konzerte, ging auf Tourneen, seine Fans liebten die Musik, die Texte. Immer wieder kehrte er auch zum Theater zurück. Länger wurde auch die Liste der Filme, in denen er brillierte: „Der Kinnhaken“, „Beschreibung eines Sommers“, „Die gestohlene Schlacht“, „Hauptmann Florian von der Mühle“. Hinzu kamen TV-Serien wie „Auf Achse“ und „Liebling Kreuzberg“.

Auch im „Tatort“ war er zu sehen, hier spielte er an der Seite von Kollege Charles Brauer den Hamburger Kommissar Paul Stoever. Die letzte Episode lief am 7. Januar 2001, damit verabschiedete er sich von der Fernseh-Bühne, widmete sich fortan dem Gesang. Doch die Gesundheit machte ihm zu schaffen. Schon 1997 hatte er in seiner damaligen Wohnung in Berlin einen Schlaganfall erlitten.

2014 gab er bekannt, dass er am Herzen operiert wurde. „Ich hatte Herzklappenprobleme. Ich habe die Klappen reparieren lassen, und nun sind sie wieder gut“, sagte er.Einer seiner letzten Fernsehauftritte führte ihn zu Markus Lanz. „Die ganzen Ersatzteile halten halt nicht ewig“, erklärte Krug dort. Er habe Angst vor dem Siechtum. „Wenn man uns schon verbietet, eine eigene Entscheidung zu treffen, sollte man alles dafür tun, dass sich der Mensch am Ende seiner Tage nicht quälen muss.“

Die Nachricht seines Todes trifft Fans und Anhänger des Schauspielers schwer. „Manfred Krug war ein großer Schauspieler, ein Typ mit Ecken und Kanten. Sein Publikum hat ihn geliebt, sein Name steht für Meilensteine der deutschen Film- und Fernsehgeschichte in Ost und West“, sagte NDR-Intendant Lutz Marmor. „Mich haben vor allem seine Menschlichkeit, sein Mut und sein Witz beeindruckt. Mein besonderes Mitgefühl gilt seiner Familie.“ Sebastian Krumbiegel, Sänger der Band „Die Prinzen“, lobte Krug als einen der wenigen Künstler, die nach einer DDR-Karriere auch im Westen den Durchbruch schafften. „Dass er im Osten schon eine Kultfigur war, ist die eine Seite. Die andere Seite ist die, dass er es dann eben im Westen als einer der ganz wenigen geschafft hat, seine Qualität durchzusetzen und weiterhin oben zu bleiben.“

Bundespräsident Joachim Gauck drückte Krugs Witwe Ottilie sein Mitgefühl aus, erinnerte an einen der „glaubwürdigsten und populärsten Schauspieler unserer Zeit“. „Für seine große Schauspielkunst wurde Manfred Krug zu Recht mit vielen Auszeichnungen geehrt – auch wenn er stets wenig Aufhebens davon gemacht hat. Ihr Mann hat die Herzen der Menschen mit seiner Kunst auf einzigartige Weise erreicht.“

Beileidsbekundungen gab es auch von Berlins Regierendem Michael Müller (SPD). „Die Nachricht vom Tod Manfred Krugs geht mir deshalb besonders nahe, weil ich ihm noch im Februar den Filmpreis ,Paula‘ übergeben habe und die Laudatio auf ihn gehalten habe“, sagte er. „Wir verdanken diesem großartigen Schauspieler viele unterhaltsame und anregende Stunden. Krug war jemand, der es nicht vermieden hat anzuecken, wenn er von etwas überzeugt war. Manfred Krug ist ein Berliner aus Duisburg, unsere Stadt hat ihm viel bedeutet, und er bedeutet uns viel. Berlin trauert um einen offenen, ehrlichen und direkten Mitmenschen und Mitbürger von Format. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern, bei seinen Kollegen und Freunden.“

Der Schauspieler hinterlässt seine Frau und vier Kinder. Laut Management soll Krug im engsten Familienkreis beigesetzt werden – so habe er es sich gewünscht, heißt es. 

von

Berliner Kurier  http://www.berliner-kurier.de/ – 29.10.2016