(Berlin) – Die Berliner Polizei hat im Stadtteil Schöneberg einen terrorverdächtigen Syrer festgenommen. Die weiteren Ermittlungen übernahm die Bundesanwaltschaft. Einerseits soll Sicherheitskreisen von einem zweiten „Fall Albakr“ die Rede sein während andererseits ist in dem Berliner Fall sei noch kein Haftbefehl erlassen worden. Der Mann sei lediglich vorläufig festgenommen. Die Hintergründe müssten erst noch ermittelt werden, hieß es. Insofern sei auch noch offen, ob es sich tatsächlich um einen zweiten Fall Dschaber Al-Bakr handeln könnte. Klar ist allerdings, dass die Sicherheitsbehörden seit dem Fall des in Leipzig verhafteten Terrorverdächtigen Al-Bakr besonders sensibel reagierten und deshalb bei Hinweisen schnell zugriffen.

Beamte des Berliner Landeskriminalamtes haben am Mittwochabend einen Mann festgenommen, der im Verdacht steht, Mitglied einer ausländischen terroristischen Vereinigung zu sein. Es handelt sich um einen 27-jährigen Syrer, teilte die Polizei per Twitter mit. Er sei in einer Wohnung in Berlin-Schöneberg festgenommen worden und halte sich seit 2015 in Deutschland auf.

Die Bundesanwaltschaft habe die Ermittlungen übernommen. Anfang Oktober hatte der Fall des syrischen Terrorverdächtigen Jaber al-Bakr in Sachsen für Empörung gesorgt. Der syrische Flüchtling war bei einem Polizeieinsatz in Chemnitz am 8. Oktober dem Zugriff der Beamten entkommen. Damals war unter anderem kritisiert worden, dass die Bundesanwaltschaft den Verdächtigen nicht direkt hatte nach Karlsruhe bringen lassen.

Hinweis offenbar von ausländischem Nachrichtendienst

Die weiteren Ermittlungen führt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die sich voraussichtlich im Laufe des Tages dazu äußern wird. Nach Informationen von „Focus Online“ gelte der Festgenommene als hochgefährlich. Der Hinweis, der zur Festnahme des Syrers in Berlin geführt habe, sei von einem ausländischen Nachrichtendienst gekommen.

Nach Informationen der „Welt“ soll es sich bei dem Festgenommenen um den in Tunesien geborenen Ashraf al-T. handeln. Der 27-Jährige sei zusammen mit einem mutmaßlichen Komplizen deutscher Herkunft und gleichen Alters über einen längeren Zeitraum observiert worden. Wie konkret mögliche Anschlagspläne des Verdächtigen waren, sei noch unklar, sagte ein Ermittler der „Welt“. Dies solle durch Auswertung der Kommunikations-Geräte des Mannes geklärt werden.
Zweiter Fall Albakr?

In Berliner Sicherheitskreisen werde von einem „zweiten Dschaber Albakr“ gesprochen, berichtet „Focus Online“. Der Fall hatte vor kurzem für Aufregung gesorgt. Der mutmaßliche Extremist hatte in einer Chemnitzer Wohnung Sprengstoff gelagert. Möglicherweise wollte der anerkannte Flüchtling aus Syrien einen Anschlag auf einen Berliner Flughafen begehen. Die Sicherheitsbehörden vermuten, dass er im Auftrag der Extremistenmiliz „Islamischer Staat“ handelte. Albakr nahm sich schließlich in einer Leipziger Gefängniszelle das Leben.

von

Günter Schwarz – 03.11.2016