(Plön) – Im Hintergrund liegt ruhig und idyllisch der Große Plöner See an dessen Ufer Gänse durch Wasser waten. Im Vordergrund fährt ein weißer Kombi vor. Eine von vier Amtstierärzten im Kreis Plön, und Lebensmittelkontrolleur Carsten Iwers steigen aus. Aus dem Kofferraum holen sie ihre Schutzkleidung und ziehen sie über. Durchsichtige Plastiküberzieher stülpen sie über die Schuhe, der grüne Schutzanzug mit rotem Reißverschluss kommt über Jeans und Winterjacken. Beide ziehen die grüne Kapuze des Anzugs tief in die Stirn, über den Mund kommt eine weiße Maske. „Wir müssen uns schützen, damit wir die Erreger nicht in andere Betriebe tragen, die wir später besuchen. Aber wir sind es gewohnt, uns in neue Plünnen zu schmeißen.“

Die beiden müssen hier an der Sammelstelle verendete Tiere untersuchen, die in Mülltonnen deponiert sind. Diese Sammelstelle wurde extra eingerichtet, nachdem bekannt wurde, dass sich eine Geflügelseuche im Kreis Plön ausbreitet. Mitarbeiter des Kreises stellten die Mülltonnen ab und sammeln die Tiere regelmäßig ein.

Iwers holt einen schwarzen Sack aus der grünen Tonne. Heraus zieht er eine Ente, deren Kopf schlapp herunterhängt: „Das ist eine Tafelente, das erkenne ich am schwarzen Kopf.“ Danach fördert der stämmige Mann eine Reiherente mit braunem Kopf zutage. Die Vögel legt er auf den Rasen, damit die Tierärztin sie untersuchen kann.

Tupferproben helfen bei der Diagnose

Schwartau hat in der Zwischenzeit Tupferproben aus dem Auto geholt. Das sind Plastikröhrchen mit einem Wattestäbchen darin, die die Tierärztin in den Rachen und in die Kloake der Tiere einführt. Die entnommenen Proben schickt die Veterinärin in das Landeslabor nach Neumünster. Die Forscher liefern dann innerhalb eines Tages das Ergebnis: Hat der geprüfte Vogel Geflügelpest oder nicht. Anschließend überprüfen Experten das Ergebnis noch einmal im Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems, die zu Greifswald gehört. „Das Grundprinzip der Seuchenbekämpfung ist Schnelligkeit: Schnell entdecken, schnell diagnostizieren, schnell bekämpfen.“

„Tote Tiere gehören zum Beruf“

Die Tierärztin überprüft eine Gans, die Iwers zuvor aus der Mülltonne gezogen hatte. Der Vogel ist schon länger tot und daher leicht verwest. Bei diesen Tieren ist der Test schwerer, da die Kloake schwerer zu finden ist. „Ekelig ist das nicht. Tote Tiere gehören einfach zu meinem Beruf“, erklärt die Ärztin nüchtern.

Sie muss sich aber auch um lebendige Tiere kümmern. Am Dienstag hatte sie in einem Plöner Mastbetrieb den gleichen Test bei 110 lebendigen Hühnern gemacht. Der Betrieb wollte insgesamt 90.000 Tiere schlachten. Die knapp 100 Hühner waren nicht betroffen. Der Betrieb war somit „freigeprogt“ und der Landwirt konnte die Hühner schlachten lassen. „Das sind natürlich unangenehme Stunden für die Halter, wenn sie auf so eine Ausnahmegenehmigung warten“, erklärt die Tierärztin.

Beim nächsten Einsatz ein neuer Schutzanzug

Sie hat an der Sammelstelle mittlerweile bei allen Tiere Proben entnommen. Die Kadaver kommen wieder in die Mülltonnen, später holt sie ein Spezialunternehmen, das Tierkadaver entsorgt, ab. Iwers desinfiziert alle Stellen, die mit dem toten Geflügel in Kontakt gekommen sind. Für die Tierärztin sind Krisensituationen wie die aktuelle immer stressig: „Natürlich können wir nicht jedes Tier überprüfen, aber wir tun unser Möglichstes – und das hat bisher immer gut geklappt.“ Zusätzlich unterstützen praktische Tierärzte die Amtstierärzte.

Iwers und Schwartau ziehen die grünen Anzüge wieder aus. Sie kommen zusammen mit der restlichen Schutzutensilien in einen schwarzen Müllsack, der im weißen Kombi verstaut wird. Beim nächsten Einsatz ziehen die beiden frische Schutzkleidung an.

von

Günter Schwarz – 11.11.2016