Der Vordenker der „Alt Right“-Bewegung Richard Spencer hat kürzlich mit „Heil Trump“-Rufen seine rechtsextremen Zuschauer in Washington begeistert. Wir erklären, was die nationalistische Organisation erreichen will und wie sie die künftige Trump-Regierung beeinflussen könnte.

Richard Spencer wirkt auch dann kontrolliert, wenn er verbal ausrastet. So ist es in einem Youtube-Video zu sehen, das den Vordenker der nationalistischen „Alt Right“-Bewegung bei einer Veranstaltung am vergangenen Wochenende in Washington zeigt. Spencer trägt einen grauen Anzug mit Weste und Krawatte und einen nach rechts gekämmten Seitenscheitel. Er hält sich mit einer Hand ruhig am Pult fest, trinkt einen Schluck Wasser und legt los. Er beschimpft die „Mainstream-Medien“ als „Schwänze“ und als „wirklich dumm“ und verwendet das deutsche Wort „Lügenpresse“. Dann beschwört er die eigene Herkunft und Hautfarbe:

„Weiß zu sein bedeutet, ein Kreuzfahrer, Entdecker und Eroberer zu sein. Wir bauen, wir produzieren, wir gehen nach oben.“

Der ultrarechte Vordenker sagt „Hail Trump, Hail our people, Hail victory“, er ruft zur Unterstützung für die nächste US-Regierung auf und wird dafür mit dem Applaus seiner Anhänger belohnt, von denen einige den Hitlergruß zeigen.

Starker Einfluss rechter Organisationen

Um zu verstehen, wer sich hinter der „Alt Right“-Bewegung verbirgt, hier die wichtigsten Fakten über sie, über andere ultrarechte Strömungen in den USA und die Verbindung zum umstrittenen Chefstrategen von Donald Trump, Stephen Bannon:

„Alt Right“-Bewegung: Dahinter verbirgt sich eine Vielzahl ultrarechter Strömungen. Die Anhänger vertreten radikale Positionen in Fragen, die auch in Donald Trumps Wahlkampf eine entscheidende Rolle gespielt haben. Sie verachten die „Mainstream-Medien“, fordern einen Einwanderungsstopp und die Abschiebung von Emigranten. Trump hat im Wahlkampf viel Unterstützung von der „Alt Right“-Bewegung erfahren und sich öffentlich nicht von ihr distanziert.

Richard Spencer: Der 38-Jährige ist der Vordenker der „Alt Right“-Bewegung. Er ist außerdem Präsident des National Policy Institute (NPI), einem ultrarechten Think Tank.

Stephen Bannon: Der neue Chefstratege im Team des künftigen US-Präsidenten Donald Trump betrieb bis vor kurzem die rechte Internet-Plattform „Breitbart News“. Von der dort sehr aktiven „Alt Right“-Bewegung hat er sich mittlerweile aber zum Teil distanziert.

Rechte Organisationen in den USA: Der Einfluss rechtspopulistischer und ultrarechter Organisationen in den USA ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Besonders bekannt ist die konservative Tea-Party-Bewegung, deren Anhänger Mike Pompeo von Donald Trump zum künftigen CIA-Direktor ernannt wurde. Auch rechtsextreme Strömungen werden in den USA immer stärker sichtbar. Das Southern Poverty Law Center registriert seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten eine wachsende Zahl rechtsradikal motivierter Zwischenfälle und Straftaten.

von

Günter Schwarz – 23.11.2016