Jedes Jahr warnen Polizei und Feuerwehr davor, und dennoch finden die illegalen, sogenannten „Polen-Böller“ offenbar immer wieder ihre Abnehmer. Kurz vor Silvester haben Sprengstoffermittler des Landeskriminalamtes (LKA) jetzt aber bei zwei Hausdurchsuchungen mehr als 1.000 dieser Sprengkörper aus dem Verkehr gezogen. Wie das LKA am Donnerstag mitteilte, entdeckten Beamte zunächst am Mittwoch in der Wohnung eines 18-Jährigen in Burg im Kreis Dithmarschen mehr als 200 „Polen-Böller“.

Sprengstoffermittler Jörn Tillich sagte, dass ein anonymer Hinweis die Beamten zu der gefährlichen Ware geführt habe. Polizeiliche Ermittlungen hatten zuvor den Verdacht erhärtet, dass der Mann illegale Pyrotechnik verkauft. Bei einer Durchsuchung bei einem weiteren 18-Jährigen in Pinneberg fanden Ermittler mehr als 800 einzelne „Polen-Böller“. Dieser Mann hatte die Sprengkörper über eine geschlossene Facebook-Gruppe zum Verkauf angeboten. „Da ist auch verkauft worden“, ist sich Tillich sicher. Die Ermittler hoffen, dass sie über sichergestellte Daten feststellen können, wer die Käufer sind.

Der Verkauf von illegalen Böllern sei kein Einzelfall, sagte Tillich. Bereits vor Weihnachten hatte die Polizei in Elmshorn (Kreis Pinneberg) bei einem 18-Jährigen 3.000 illegale Böller gefunden. Eine riesige Gefahr, so der Sprengstoffermittler: „In einem ,Polen-Böller‘ findet sich kein Schwarzpulver – wie in einem zugelassenen Böller – sondern eine deutlich energiereichere Mischung.“ Wenn größere Böller in Kopfnähe explodieren, könne das sogar zu tödlichen Verletzungen führen.

Wie groß die Sprengkraft dieser illegalen Böller ist, sieht man an einer Explosion, die am Donnerstagmorgen in Neumünster stattfand. Laut Polizei sprengten Unbekannte einen Zigarettenautomaten. Der Automat wurde dabei komplett zerstört. Die Einzelteile flogen über 20 Meter weit.

von

Günter Schwarz – 30.12.2016