(Manila) – Die Visite eines russischen Zerstörers im Hafen von Manila hat Spekulationen über eine russisch-philippinische Militärallianz genährt. Der russische Botschafter in Manila, Igor Khowaew, wies diese jedoch zurück. Grund für die Marinepräsenz sei die Zusammenarbeit gegen Terror und Piraterie.

Der viertägige Besuch russischer Marinestreitkräfte auf den Philippinen vom 3. Bis zum 7. Januar 2017 hat weitere Spekulationen über eine mögliche außenpolitische Umorientierung der südostasiatischen Inselrepublik genährt.

Der seit Juni des Vorjahres amtierende Präsident Rodrigo Duterte war seit Beginn seiner ersten Amtsperiode mehrfach durch kritische Äußerungen in Richtung der USA aufgefallen, eines langjährigen Verbündeten und der ehemaligen Kolonialmacht der Philippinen.

Darüber hinaus hatte Duterte bei mehreren Gelegenheiten lobende Worte in Richtung des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, gefunden. Dass die russischen Militärs nun unter anderem mit dem Zerstörer „Admiral Tributs“, der vor allem für den Kampf gegen feindliche U-Boote konstruiert wurde, im Hafen von Manila angelegt haben, sehen Beobachter als Anzeichen für eine mögliche künftige Zusammenarbeit zwischen den Philippinen und Russland auch im Bereich des Verteidigungswesens.

Es ist die erste Visite des Kriegsschiffes auf der Inselrepublik seit dem Jahr 2012. Sollte es zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern auf militärischer Ebene kommen, wäre dies das erste Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs, dass in einer so engen Weise kooperiert würde.

Der russische Botschafter in Manila, Igor Khowaew, trat am Mittwoch jedoch der Spekulation in Richtung einer künftigen russisch-philippinischen Militärallianz entgegen. Im Interview mit dem Nachrichtenportal ABS/CBN erklärte er: „Wir streben keine Militärallianz mit den Philippinen an. So wie ich das verstehe, brauchen auch unsere philippinischen Partner keine militärische Allianz mit Russland. Wir streben in jenen Bereichen eine Zusammenarbeit an, in denen beide Länder einander brauchen.“

Der Schwerpunkt einer solchen Kooperation liegt auf der Bekämpfung von Terrorismus und Piraterie. Neben gut organisierten und international verflochtenen kriminellen Banden und Drogenhändlern, denen Präsident Duterte einen gnadenlosen Kampf angesagt hat, bedrohen auch radikal-islamische Terroristen den Inselstaat. Vor allem die seit 1991 aktive Gruppe Abu Sayyaf, die im Jahr 2014 dem „Islamischen Staat“ die Treue geschworen hat, stellt ein Problem dar.

Khowaew sagte in diesem Zusammenhang weiter: „Ich versichere Ihnen, dass die russische Regierung die Bedrohung und die Herausforderungen bezüglich der Sicherheit Ihres Landes vor allem im Süden der Philippinen in vollem Umfang nachvollziehen kann. Da Russland selbst viel an Leid durch den Terrorismus erfahren hat, können wir diese Gefahr gut einschätzen, nicht nur in der Theorie, sondern auch in ihrer praktischen Bedeutung. Wir haben auf diesem Gebiet viele Erfahrungen gemacht, sowohl positive als auch negative. In vielen Fällen lernt man, wie Sie wissen, aus den negativen sogar noch mehr als aus den positiven und deshalb sind wir bereit, unsere Erfahrungen mit den Philippinen zu teilen.“

Russland werde den Philippinen in jeder Hinsicht zur Seite stehen und dem Land helfen, unter anderem durch regelmäßige Konsultationen, den Austausch von Delegationen, den Transfer von Ausrüstung oder die Ausbildung von Fachpersonal.

Ein solcher Sicherheitstransfer sei auch wesentlich bedeutsamer als die Erörterung möglicher Militärallianzen, betonte Khowaew weiter: „Prinzipiell sind wir gegen enge Militärallianzen in der Asien-Pazifik-Region, weil es die Sicherheit ist, die transferiert werden muss. Und sie muss allen Mitgliedern der internationalen Gemeinschaft gleichermaßen zur Verfügung stehen und nicht nur ein paar ausgewählten.“

Was die Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften anbelangt, stößt der Konteradmiral der russischen Marinestreitkräfte, Eduard Michailow, ins gleiche Horn. Gegenüber CNN Philippines erklärte er: „Sie haben die freie Auswahl, in welcher Weise Sie mit den USA oder mit der russischen Marine zusammenarbeiten. […] Was unsere Seite anbelangt, können wir Ihnen auf jede Weise helfen, die Sie benötigen.“

Im November des Vorjahres waren die Präsidenten der Philippinen und der Russischen Föderation, Rodrigo Duterte und Wladimir Putin, erstmals am Rande des APEC-Wirtschaftsgipfels zusammengetroffen. Die „Admiral Tributs“ und ihr Tankschiff „Boris Botuma“ befanden sich seit dieser Zeit auf See und haben in Indonesien und Indien Militärübungen abgehalten.

Auf ihrem Weg durch den Indischen Ozean haben sie auch die umstrittenen Territorien im Ost- und Südchinesischen Meer durchkreuzt.

„Wir hatten im Umgang mit anderen Ländern und deren Schiffen, wie jenen aus den USA oder aus der Volksrepublik China, keine Probleme“, zeigte sich Michailow erfreut. „Wir haben auf einem hohen Niveau freundlicher Zusammenarbeit operieren können.“

von

Günter Schwarz – 05.01.2017