Als Barack Obama gestern, am 20. Januar 2017, das Amt des US-Präsidenten Donald Trump übergab, ist er 55 Jahre alt – und damit zu jung für das Rentnerdasein. Was wird der mächtigste Mann der Welt künftig tun? Das Schlafdefizit aus acht Jahren US-Präsidentschaft aufzuholen, dürfte eine Weile dauern. Doch abgesehen davon hat Barack Obama auch Pläne für die Zukunft. Mit 55 Jahren ist er einer der jüngsten Ex-US-Präsidenten.

WashingtonGolf spielen, den Führerschein machen, eine Sportmannschaft trainieren, um 11.30 Uhr mittags Bier trinken, den ganzen Tag bei McDonald’s frühstücken – einfach mal er selbst sein. All das könnte Barack Obama nach seiner Zeit als Präsident der Vereinigten Staaten tun, finden zumindest Joe Biden und John Boehner. Der Vize-Präsident und der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses spielen seine Berater in dem Comedy-Video „Couch Commander“, das Obama beim traditionell jährlichen – und für ihn letzten – Abendessen mit den beim Weißen Haus akkreditierten Korrespondenten zeigte.

Das war Ende April – und jetzt ist der Tag gekommen, an dem Obama das Amt übergeben hat. Die Erholungsphase nach acht aufreibenden und großenteils dramatischen Amtsjahren wird aber wohl nicht allzu lange dauern. Schließlich wird Obama mit 55 Jahren einer der jüngsten Altpräsidenten der US-Geschichte sein. Obama ist im höchsten Staatsamt an den Schläfen ergraut und im Gesicht abgemagert. Doch physisch geht es ihm nach eigenen Worten „wahrscheinlich so gut wie nie“.

Wie sich bereits abzeichnet, wird sich Obama früher oder später einer Vielzahl von Aktivitäten widmen. Er wird wohl, ebenso wie seine Ehefrau Michelle, seine Memoiren schreiben, er wird sich seiner wohltätigen Stiftung widmen, deren Gründung er bereits auf den Weg gebracht hat. Und er will auch, wie er in dem CBS-Interview ankündigte, an seine einstige Lehrtätigkeit anknüpfen. Obama war früher Dozent für Verfassungsrecht.

Sicher hat er sich abseits von Golf und Fast Food schon ein paar ernsthafte Gedanken darüber gemacht, was er die nächsten zwei Jahre tun soll, wenn er nicht mehr Präsident ist und trotzdem noch in Washington weilt. Denn eins ist klar: Die Familie zieht erst einmal nicht um. Obama hat seiner jüngsten Tochter Sasha (15) versprochen, dass sie den Abschluss in ihrer jetzigen Schule machen kann. Damit ist er der erste Präsident seit Woodrow Wilson (Nummer 28, 1913 bis 1921), der nach dem Ende seiner Amtszeit in Washington bleibt.

„Er sagt oft, dass die Familie viele Opfer für ihn und seine politische Karriere gebracht hat. Jetzt ist er dran, Opfer für sie zu bringen“, erzählt George Condon. Der Journalist des „National Journal“ berichtet seit Jahrzehnten aus Washington über die US-Politik. Er kennt Obama und hat ihn schon häufiger getroffen, wie acht weitere Präsidenten vor ihm.

Obama ist während seiner Amtszeit zwar stark ergraut, aber erst 55 Jahre alt – und damit ein ziemlich junger Ex-Präsident, zu jung für das Rentnerdasein. Und er ist noch immer vergleichsweise beliebt; seine Frau Michelle (52) vielleicht sogar noch mehr. Was also wird er künftig tun? Wie wird er sich der mächtigste Mann der Welt die Zeit vertreiben?

Eine erste Aufgabe hat er schon: Obama wird sich um die Planung und den Bau seiner Präsidentenbibliothek kümmern. Daran arbeitet er bereits, letzte Woche gab es ein Treffen. Jeder US-Präsident bekommt die Möglichkeit, relevante Dokumente und Ausstellungsstücke aus seiner Amtszeit zu zeigen. Dazu gehören ein Museum und öffentliche Programmen. Das ist Tradition in Amerika. Die Eröffnung ist in den USA ein gesellschaftliches Ereignis erster Güte, zu dem sämtliche Altpräsidenten eingeladen sind.

Obama hat als Standort Chicago auserkoren. Das lässt viele spekulieren, er könnte nach dem Abschluss seiner Tochter wieder in seine Wahlheimat zurückkehren. Seine Frau Michelle ist in der Millionenmetropole am Lake Michigan, Illinois geboren und aufgewachsen. Hier haben sie sich kennengelernt. Es gibt sogar einen Film namens „My First Lady“, der vom ersten Date zwischen Barack und Michelle Obama erzählt. Er, der Jurastudent, macht ein Praktikum in der Kanzlei, in der sie als Anwältin angestellt ist.

Obama studierte erst Politik in Los Angeles und New York, stieg dann um auf Rechtswissenschaft und kam dafür nach Chicago an die Harvard Law School. Bereits während seines Studiums engagierte er sich politisch. Es war der Start einer Karriere, die ihren Höhepunkt am 4. November 2008 erreichte, als mit Obama zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten ein Schwarzer zum Präsidenten gewählt wurde.

Aus den aktuellen politischen Debatten hingegen wird er sich, wie es der Tradition entspricht, heraushalten – zumindest weitgehend. Obama behält sich aber vor, das Wort zu erheben, wenn es „um Kernfragen unserer Werte und Ideale“ gehe. Diese Ankündigung ist an die Adresse seines hochumstrittenen Nachfolgers Donald Trump gerichtet.

von

Günter Schwarz – 21.01.2017