Kriege sind nicht nur sinnlos, sondern auch grausam. Die Gewalt, die Menschen im Geiste einer politischen oder religiösen Ideologie zugefügt wird, ist so massiv, dass jeder denkende Mensch einer solchen Ideologie sofort abschwören müsste.

Um dies zu verhindern nutzen Propagandisten nicht nur ihre verdrehte Weltsicht, um Menschen gegeneinander aufzustacheln, sondern missbrauchen sogar die Opfer, um ihre Propaganda augenscheinlich zu untermauern.

Ein Beispiel: Auf diversen sozialen Plattformen taucht derzeit (Februar 2017) das Foto einer toten „Frau“ auf, die angeblich von IS-Terroristen verschleppt, vor den Augen ihrer Kinder vergewaltigt und anschließend getötet wurde. Eine schreckliche Tat, die man dem IS durchaus zuzutrauen imstande ist – dazu das Foto einer „geschändeten Frau“. So eine Meldung wird bei den Betrachtern Wut hervorrufen… eine verständliche und allzu menschliche Reaktion.

Leider erweist sich das Foto nach eingehender Recherche als falsch. Bei der Aufnahme handelt es sich um die bereits 2015 getötete 10jährige Tochter von Noah Ali Saleh al-Yemi aus Jemen. Der 33jährige Vater von vier Kindern bezichtigte seine Ex-Frau die 10-jährige zur Prostitution verleitet zu haben. Um ein Geständnis zu erpressen, folterte der Mann das Kind mit Strom, glühendem Eisen und Schlägen. Das Kind starb während der Folter.

Obwohl die Einzelheiten der Tat schrecklicher kaum sein können, handelt es sich nicht um eine von IS-Terroristen verschleppte und getötete Frau.

Wenn schon das Bild falsch ist – wie glaubwürdig mag dann die „dazugehörige“ Meldung erscheinen? Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass diese Meldung mit dem falschen Foto überwiegend auf AfD-nahen-Communities und „alternativen Medien“ begeistert geteilt wird – Quellen also, die andere Medien gern als „Lügenpresse“ und der Falschinformation bezichtigen.

Propaganda ist die niederste Form der Manipulation. Es ist traurig, dass wir in einer Welt leben, die ein zu Tode gefoltertes 10-jähriges Kind für eine Ideologie missbraucht. Wer auch immer der Urheber sein mag.

von
Michael Schwarz – 13.02.2017