Unser Netzthema des Tages: Nicht schlechte Eigenschaften eines Menschen machen ihn zum Troll, sagt eine neue Studie. Sondern die Umstände.

Die Stanford und Cornell University hat gerade eine Studie zu Wut- und Hasskommentaren veröffentlicht. Sie kommt zum Ergebnis: Jeder von uns ist verführbar, sich fulminant im Ton zu vergreifen.

Bislang nahm man an, Themen würden Menschen reizen, sich vehement im Ton zu vergreifen. Die neue Untersuchung weist nach, dass Menschen, die frustriert und wütend in einem Forum landen, dieses als Ventil benutzen.

Außer Wut ist Stress ein wichtiger Faktor. Menschen, die unter Druck stehen, benutzen in Foren die Gelegenheit, Frust abzubauen. Besonders der Montagabend sei Prime Time für Wut und Frust.

Nach dem Wochenende starten viele wieder durch und ärgern sich nach der kurzen Wochenendunterbrechung wohl besonders. Dies belegt die Studie der Stanford University. Dort wurde eine Gruppe, die keinem Stress ausgesetzt war und eine, die bewusst unter selbigen gesetzt wurde, untersucht. Die Resultate waren dementsprechend: In den Foren der Gestressten verlief die Diskussion weitaus wütender als ohne Stress.

Die stimmungsmäßige Situation der Probanden erwies sich als entscheidender für deren Diskussionskultur als zum Beispiel deren Bildungsstand

Der Beginn einer Diskussion ist ein weiterer wichtiger Faktor für deren weiteren Verlauf. Trifft man stressfrei auf eine besonnene Diskussion, geht es zumeist so weiter. Haben bereits fünf vor einem selbst wütend kommentiert, geht die destruktive Spirale weiter abwärts.

Außer dem Verhalten der beiden Gruppen wurden Millionen Voten von Usern untersucht. Auch in der Breite bestätigt sich, die Bewertung der Inhalte hängt maßgeblich von Stimmung, Timing und Umgebung ab.

Lernen kann man daraus: Nie etwas schreiben, was man nicht jemandem auch ins Gesicht sagen würde. Und: Nicht sofort abschicken, sondern Zeit vergehen lassen und nochmal lesen, bevor man es veröffentlicht.

von

Günter Schwarz – 14.02.2017