Nach den Debatten der vergangenen Wochen in Dänemark, die in einer Folketing-Debatte darüber gipfelte, die Frage zu klären, wann man Däne ist und dass es zudem in Dänemark Orts- und Stadtteile gäbe, in denen die Dänen eine Minderheit bilden, hat Danmarks Radio diese Behauptungen überprüft und kommt zu einem wichtigen Ergebnis.

Die Debatte darüber, wann man Däne ist, hat in den vergangenen Tagen erneut die Medien beherrscht. Anlass war dieses Mal das dänische Folketing, das mehrheitlich einen Beschluss verabschiedet hat, durch den sich große Teile der dänischen Bevölkerung diskriminiert fühlten. Der Wortlaut: „Das Folketing stellt mit Besorgnis fest, dass es heute in Dänemark Gebiete gibt, in denen der Anteil der Einwanderer und Nachfahren aus nicht-westlichen Ländern über 50 Prozent beträgt. Es ist die Auffassung des Folketings, dass Dänen in Wohngebieten in Dänemark nicht in der Unterzahl sein sollten.“

Ursprung dieses Beschlusses war eine Mitteilung der Statistikbehörde Danmarks Statistik, in der es um den Stadtteil Brøndby Strand, Postleitzahl 2660, ging. Der Stadtteil ist in der Folketingsdebatte dazu 120 Mal genannt worden, was die neofaschistische Partei Danskernes Parti (Dänen Partei) am Dienstag zum Anlass nahm, an alle Bewohner mit ausländisch klingenden Namen Hauswurfsendungen in die Briefkästen zu stecken, auf den ein Flugticket für die Heimreise gedruckt war. – Sh-UgeAvisen berichtete gestern über diese Aktion.

Kein einziger Stadtteil in Dänemark entspricht dem Kriterium

Das DR2-Programm Detektor hat nachgeforscht – und herausgefunden, dass weder in Brøndby Strand oder anderen Postbezirken Dänemarks mehr als 50 Prozent der Bevölkerung den im Folketingsbeschluss genannten Kriterien entsprechen.

Ende 2016 war die Debatte erstmals in Gang gekommen, als die rechtspopulistische Dansk Folkeparti (DF / Dänische Volkspartei) eine Anfrage an Integrationsministerin Inger Støjberg (Venstre) stellte. Damals fragte die Fraktion die Ministerin: „Wie verhält sich die Regierung dazu, dass in Brøndby Strand mehr mit Einwanderungshintergrund wohnen als mit dänischem Hintergrund.“

Nach Angaben der Statistikbehörde sind 51 Prozent der Bewohner von Brøndby Strand Einwanderer oder deren Nachkommen. Doch im endgültigen Beschluss des Folketinges heißt es „nicht-westliche Einwanderer und Nachkommen“ und nicht Personen mit Einwanderungshintergrund.

Höchste Dichte in Odense NØ

Deshalb hat die Detektor-Redaktion sich ihrerseits an die Statistikbehörde gewandt und sie um eine Aufschlüsselung gebeten. Wie sich zeigte, gibt es in Dänemark keinen einzigen Stadtteil mit mehr als 50 Prozent Einwohnern mit nicht-westlichem Hintergrund. In Københavns Vorort Brøndby-Strand beträgt ihr Anteil 44 Prozent. Der Stadtteil in Dänemark mit dem höchsten Anteil an Menschen, die aus nicht-westlichen Ländern eingewandert sind oder von solchen Menschen abstammen, ist Odense NØ, wozu auch Vollsmose gehört, mit 45 Prozent.

Die Beschlussvorlage im Folkeiting hatte die Überschrift „V 38 zur Anzahl der Bewohner in Brøndby Strand mit Einwanderungshintergrund“. Doch im Text selbst wird Brøndby Strand nicht erwähnt. Dort steht nur „Gebiete in Dänemark“ und „Wohngebiete“.

So gesehen gibt es in Dänemark durchaus Gebiete, zum Beispiel einzelne Wohnanlagen, in denen mehr als die Hälfte der Bewohner einen nicht-westlichen Hintergrund haben. Faktisch falsch ist es aber, dass dies für ganz Brøndby Strand gilt, berichtet DR 2.

von

Günter Schwarz – 16.02.2017