Die US-Arzneimittelbehörde warnt vor homöopathischen Präparaten auf Basis der Schwarzen Tollkirsche, die bei Kleinkindern gegen Schmerzen beim Zahnen eingesetzt werden. Das homöopathische wird von einigen Eltern verabreicht, um bei zahnenden Babys die Schmerzen lindern. Jetzt hat US-Arzneimittelbehörde Erkenntnisse darüber, dass zehn Kleinkinder an den Globuli-Kügelchen gestorben sein könnten.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt vor bestimmten homöopathischen Arzneimitteln, berichtet Spiegel online. Zehn Kinder könnten durch die Einnahme von Globuli gestorben sein. Insgesamt gebe es 400 Berichte von Nebenwirkungen. Für Deutschland gibt die zuständige Behörde jedoch Entwarnung.

Es geht um Präparate, die Kleinkindern gegen Schmerzen beim Zahnen gegeben werden. Diese Globuli wurden auf Basis der Schwarzen Tollkirsche (Belladonna) hergestellt. Die FDA fand in den Globuli Konzentrationen der Wirkstoffe der Giftpflanze (u.a. Atropin), die den angegebenen Grad der Verdünnung in einigen Fällen stark überschritten haben. Eigentlich dürften diese Wirkstoffe nicht nachweisbar sein – sie waren es aber in einzelnen Fällen doch.

Die Produkte waren demnach nicht stark genug verdünnt.

„Die Reaktion von Kindern unter zwei Jahren auf die Inhaltsstoffe der Schwarzen Tollkirsche sind unvorhersehbar und setzen sie einem unnötigen Risiko aus“, sagt Janet Woodcock von der FDA in einer Stellungnahme der Behörde.

Kinder sollten diese Tabletten nicht erhalten, Eltern und Erziehungsberechtigte sollten sich bei Ärzten nach sicheren Alternativen erkundigen.

Als Nebenwirkungen traten unter anderem Krämpfe, Zittern, Fieber, Kurzatmigkeit und Lethargie auf – möglicherweise alles eine Folge der zu hohen Atropinkonzentration.

„Pseudowissenschaft“ in Russland

Erst vor kurzem hat die Russische Akademie der Wissenschaften Homöopathie offiziell als Pseudowissenschaft eingestuft. Für die Wirksamkeit der alternativen Heilmethode gebe es keine wissenschaftlich haltbaren Belege, schrieb eine Kommission der Akademie.

Die Experten empfahlen dem Gesundheitsministerium, homöopathische Medikamente an staatlichen Kliniken nicht mehr zu verwenden. Ministerin Weronika Skworzowa kündigte in Moskau an, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, wie die Agentur Interfax meldete.

Die vor mehr als 200 Jahren vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843) begründete Heillehre hat auch in Russland viele Anhänger. Zar Nikolaus I. und Sowjetmarschall Georgi Schukow hätten zu solchen Arzneimitteln gegriffen, sagte der Arzt Michael Schkolenko vom Homöopathen-Verband der früheren Sowjetrepubliken der Zeitung „Kommersant“. „Wenn die Homöopathie nicht geholfen hätte, hätten die Mitglieder des Zentralkomitees sich nicht damit behandeln lassen.“

Zu sowjetischen Zeiten war die Homöopathie, die mit Arzneistoffen in winziger Dosierung arbeitet, nicht verboten, wurde aber auch nicht gefördert. In das russische Gesundheitswesen wurde sie in den 1990er-Jahren integriert.

Deutschland gibt Entwarnung

Ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) am Donnerstag sagte: „Mit Blick auf den Patientenschutz gibt es in Deutschland weitergehende Regelungen, die gewährleisten, dass die Sicherheit von homöopathischen Arzneimitteln vorab durch das BfArM geprüft wird.“

Millionen Menschen schwören auf die Macht der Globuli – darunter immer mehr Ärzte. Für viele Wissenschaftler sind sie indes nur wirkungslose Zuckerkügelchen. Dr. Natalie Grams führte allerdings eine Praxis für Homöopathie in Heidelberg und weil sie nicht mehr an Homöopathie glaubte, schloss sie ihre Praxis.

von

Günter Schwarz – 23.02.2017