(Washington) – Es war ihr erstes Treffen. US-Präsident Donald Trump empfing die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gestern im Weißen Haus. Trump versicherte der Kanzlerin dabei die starke Unterstützung der Nato und würdigte ihre Führungsrolle in der Ukraine-Krise.

Merkel betont: „Wir hatten einen guten und sehr offenen Austausch.“ Der Eindruck des ersten Aufeinandertreffens war allerdings eher kühl – Trump wollte Merkel nicht mehr erneut die Hand schütteln.

In der gemeinsamen Pressekonferenz nach dem Gespräch unter vier Augen im Weissen Haus würdigte Trump die Führungsrolle Merkels in der Ukraine-Krise und sicherte ihr die Unterstützung der Nato zu, pocht aber auf eine faire Lastenteilung. Viele Länder schuldeten dem Verteidigungsbündnis erhebliche Beträge, sagte Trump. Das müsse sich rasch ändern.

Trump dankte Merkel für Deutschlands Beitrag im Kampf gegen den Terrorismus, insbesondere gegen die Terrormiliz Islamischer Staat. Er würdigte zugleich Merkels Ankündigung, das deutsche Verteidigungsbudget zu erhöhen.

Merkel zeigte sich dankbar über dieses Zeichen und betonte unterdessen: «Wir werden auch weiter daran arbeiten, den Verteidigungshaushalt zu steigern.» Zudem sprach die Kanzlerin an, dass sie mit Trump Hand in Hand in Afghanistan zusammenarbeiten und auch gemeinsam für eine Lösung in Syrien und im Irak arbeiten werde.

Zum Thema Handel sagte Trump, er wolle keinen Sieg. Er sei nicht für Abschottung und Isolation, sondern für den Handel, aber der Handel müsse fair sein. „ Alles, was ich will, ist Fairness“, sagte Donald Trump

Uneinig in Flüchtlingspolitik

Das Treffen fällt in eine schwierige Phase der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Trump war Merkel in seinem Wahlkampf und auch nach der Wahl im November hart angegangen. Hauptthematik seiner Kritik war vor allem ihre Flüchtlingspolitik. „Immigration ist ein Privileg, nicht ein Recht“, sagte Trump auch am Freitag in Washington. Die Sicherheit der Vereinigten Staaten müsse immer Vorrang haben. Er betonte aber auch, dass sich die USA an internationale Abkommen weiterhin gebunden fühlten.

Trump verzichtete auf nochmaliges Händeschütteln

Der Gesamteindruck dieses Treffens war eher kühl: Ein sonst oft übliches, nochmaliges Händeschütteln gab es nicht – trotz lautstarker Aufforderungen der Fotografen, und auch die Kanzlerin fragte den Präsidenten leise danach. Trump reagierte nicht.

„Sendet ein schönes Bild heim nach Deutschland!“, sagte Trump. Der US-Präsident wirkte vergleichsweise angespannt und ernst. Er saß der Kanzlerin nicht zugewandt. Merkel, die einen grünen Blazer trug, hinterließ dagegen einen recht entspannten und fröhlichen Eindruck.

Merkels Gefolge: Hochrangige Wirtschaftsvertreter

Die Kanzlerin wird von den Vorstandschefs der Unternehmen Siemens, BMW und Schaeffler begleitet. Sie reiste mit dem Appell für freien Handel und gegen wirtschaftliche Abschottung in die US-Hauptstadt.

Die USA waren 2016 größter Absatzmarkt für Produkte „Made in Germany“. Washington stört sich aber schon länger am deutschen Handelsüberschuss von 49 Milliarden Euro. Im Raum stehen Strafzölle der USA – Trump hatte sie mehrfach angedroht.

von

Günter Schwarz – 18.03.2017