(Esbjerg) – Während der Esbjerger Bürgermeister Johnny Søtrup über 4.000 neue Arbeitsplätze in seiner Region jubelt und gegenüber DR Syd sogar sagt, er bekäme seine Arme vor lauter Jubel gar nicht mehr herunter, kritisiert die Umweltorganisation Greenpeace das neue Abkommen für die Öl- und Gas-Förderung in der Nordsee scharf. Auch die Enhedslisten (Einheitsliste) und die Alternativet hätten das Geld lieber in erneuerbare Energie investiert.

Die einen jubeln, die anderen verstehen die Welt nicht mehr. Esbjergs Bürgermeister etwa hatte die Arme vor Jubel gar nicht mehr herunterbekommen, als er hörte, dass die Regierung sich mit mehreren Öl- und Gasunternehmen geeinigt hatte, dass das Gasfeld Tyra etwa 200 Kilometer vor der dänischen Küste eine Zukunft hat. Auch das Konsortium der Unternehmer aus A. P. Møller-Mærsk, Shell, Chevron und dem Nordseefonds freuten sich.

Gleichzeitig wird immer mehr Kritik laut. „Kurzsichtig“ nennt etwa der Greenpeace-Generalsekretär Mads Flarup Christensen die Absprache. Er halte es für bedenklich, „dass die Regierung mit einer soliden Mehrheit und einem Hilfspaket für Mærsk nun dazu beiträgt, die Lebenszeit von Öl und Gas zu verlängern, statt in die Energiewende zu investieren.“ Die Umweltorganisation kritisiert die in Aussicht gestellten Steuererleichterungen für die Öl-Konzerne. Fünf Milliarden Kronen (672,3 Millionen Euro) an Steuerrabatten bis 2025 soll das „Dansk Undergrunds Consortium“ (DUC) bekommen. Im Gegenzug kümmern sich die Unternehmen um den Wiederaufbau des Gasfeldes Tyra rund 200 Kilometer westlich von Esbjerg. Dieses hatte wegen seiner maroden Anlagen vor dem Aus gestanden.

„Das Klima wird es nicht einmal vertragen, dass wir ein Viertel der bereits erschlossenen Kohle-, Öl- und Gasvorkommen verbrennen“, sagt Mads Flarup Christensen. Angesichts dessen sei es unverantwortlich, die Produktion in der Nordsee fortzusetzen. 

Politisch getragen wird die Absprache von den Sozialdemokraten, der Socialistisk Folkeparti (SF / Sozialistische Volkspartei), der Dansk Folkeparti (Dänischen Volkspartei) und Radikale Venstre. Zu den Kritikern gehören die Enhedslisten (EL) und die Alternativet. Als „Missbrauch von Steuermitteln“, bezeichnet die politische Sprecherin der Enhedslisten, Pernille Skipper, die Pläne. 

Auch der EL-Politiker Henning Hyllested, der für den Wahlkreis Esbjerg im Parlament sitzt, hält die Pläne für falsch, „sowohl für Umwelt als auch die Steuerzahler“, sagte er zu TV Syd. „Selbst wenn man aus Esbjerg kommt, kann man über den eigenen Tellerrand hinausschauen.“ Die Renovierung des Gasfeldes könne für Mærsk nicht überraschend kommen und das Unternehmen hätte in den vergangenen Jahren dafür Geld zur Seite legen müssen. „Nun aber müssten die Steuerzahler ran“, sagt Hyllested.

Auch die Alternativet kritisiert die Steuerrabatte für fossile Brennstoffe, „von denen ein Großteil besser unter der Erde bleiben sollte, wenn wir die Klimakrise ernst nehmen“, sagte der energiepolitische Sprecher der Partei, Christan Poll, zum Online-Portal Altinget. 

Energie- und Klimaminister Lars Christian Lilleholt (Venstre / rechtsliberale Partei) verteidigte die Pläne dagegen als „vernünftig“. Auch Esbjergs Bürgermeister Johnny Søtrup (Venstre) hatte am Donnerstag zu DR Syd gesagt: „Die Absprache kann dabei helfen, zukünftige Investitionen in grüne Energie zu bezahlen.“ Der dänische Staat könne auf die Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung in der Nordsee nicht verzichten – ebenso wenig auf die Energie. 

Mehr als 90 Prozent der dänischen Gasproduktion stammen aus dem Tyra-Feld, das auch als Export-Zentrale dient. Schätzungen zufolge wird die Absprache zwischen der Wirtschaft und der Politik für rund 4.000 neue Jobs in Esbjerg und Umgebung sorgen.

von

Günter Schwarz – 25.03.2017