(Bern) – Die Türkei protestiert wegen eines in Bern gezeigten Transparents mit dem Porträt des türkischen Präsidenten Erdoğan sowie eine auf ihn gerichtete Pistole. Darunter stand: übersetzt: „Tötet Erdoğan mit seinen eigenen Waffen“. Auf dem Berner Bundesplatz haben sich am Samstag mehrere Tausend Personen zu einer Kundgebung für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat in der Türkei versammelt.

Die Türkei hat am Samstag wegen eines an der Anti- Erdoğan -Kundgebung in Bern gezeigten Transparents protestiert. Nicht nur wurde die Vize-Botschafterin in Ankara einbestellt. Auch telefoniert der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu seinem Amtskollegen Didier Burkhalter.

Das schweizerisch-türkische Verhältnis, das diese Woche beim überraschenden Besuch des türkischen Außenministers noch einigermaßen in Ordnung schien, ist auf einen Schlag im Stresstest. Grund ist die Anti- Erdoğan -Demonstration in Bern vom Samstag. Die Türkei hat die Schweizer Vize-Botschafterin in Ankara einbestellt. Der türkische Außenminister Çavuşoğlu hat telefonisch bei Bundesrat Burkhalter protestiert.

Transparent als rotes Tuch

Der Grund ist ein Transparent, auf dem „Tötet Erdogan mit seinen eigenen Waffen“ steht. Dazu eine auf den türkischen Präsidenten gerichtete Pistole. Laut der Nachrichtenagentur sda soll das Transparent von linksautonomen Demonstranten mitgeführt worden sein. Die rund 150 Personen hätten sich vor der Berner Reitschule versammelt und sich dann auf dem Bundesplatz der offiziellen Kundgebung angeschlossen.

Die Türkei fordert eine Untersuchung. Zudem wird moniert, in Bern seien Unterstützer der kurdischen Arbeiterpartei PKK unter den Demonstranten gewesen – einer Partei, die in der Türkei verboten sei. Das türkische Außenministerium gab in einer Erklärung bekannt, sie verfolgten eng die nun folgenden Schritte des Bundes und der lokalen Schweizer Behörden. Die Türkei werde ihre Bemühungen dazu fortsetzen, hieß es in der Erklärung Ankaras.

Kundgebung verläuft friedlich

Die Kundgebung selber ist laut Kantonspolizei Bern „weitgehend friedlich“ verlaufen. Dies bestätigen auch Reporter von Radio SRF und der Agentur sda. Die Veranstalter sprechen von 3.000 bis 3.500 Teilnehmern. Vor Beginn der Kundgebung marschierte ein Demonstrationsumzug von der Schützenmatte aus via Berner Innenstadt an den Ort der Veranstaltung.


Kundgebungs-Teilnehmer protestieren gegen den Türkischen Praesidenten Erdoğan am Samstagnachmittag in Bern.
Aufruf für Frieden, Freiheit und Demokratie

Zur Demo aufgerufen hatten kurdische Vereine, SP und Grüne oder die Organisationen „medico international schweiz“, „solidaritéS“ und „solifonds“. Unterstützt werden sie von rund 30 weiteren Organisationen wie der Schweizerische Gewerkschaftsbund, „Terre des Hommes“ oder die Gruppe für eine „Schweiz ohne Armee“.

Seit dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei würden Demokratie und Rechtsstaats schrittweise abgebaut. Im Land herrsche wieder Krieg und Gewalt, insbesondere in den kurdischen Gebieten, schreiben die Veranstalter. Die Demoteilnehmer solidarisieren sich mit Verfolgten und Gefangenen in der Türkei und forderten Frieden, Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie.

Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu war erst am Donnerstagabend zu einem Gespräch bei Bundesrat Didier Burkhalter in Bern. Dabei hatte Burkhalter unter anderem die Bedeutung der Meinungsäußerungsfreiheit betont.

von

Günter Schwarz – 26.03.2017