(Kiel) – Zur Vorstellung der Schatten-Bildungsministerin der CDU am Donnerstag erklärte die bildungspolitische Sprecherin des SSW im Landtag, Jette Waldinger-Thiering: „Das hallt mir heute noch in den Ohren! ,Wer als Minister auf die Verfassung seines Landes schwört, muss auch dort leben‘.“

Das war im Mai 2016, als Daniel Günther das Herzblut als Qualifikation für Kabinettsmitglieder einführte. Der in Hamburg lebenden Bildungsministern Britta Ernst mangele es nämlich an „Herzblut“ für schleswig-holsteinische Themen. Deshalb solle eine Residenzpflicht für Minister in der Landesverfassung verankert werden, forderte Günther, während sich die deutsche Presselandschaft die Ohren rieb.

Dass die erste Anwärterin für Günthers Schatten-Kabinett nun ausgerechnet eine Hamburgerin ist, lässt dann doch einigermaßen schmunzeln. Karin Prien heißt die Frau, die den schleswig-holsteinischen Bildungsdialog aufkündigen und die kommenden fünf Jahre mit Bulldozer und Dekreten durch Schulen und Unis „brettern“ soll: Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 – weg damit! Moderne Lehrerbildung? Ach was! Abiturquote? Runter damit! Inklusion? Zurückdrehen! Was für ein Höllenritt bereiten die Christlichen Demokraten da vor?

Die 51 Jahre alte Bildungspolitikerin ist zurzeit stellvertretende CDU-Fraktionschefin der Hamburgischen Bürgerschaft. Günther plant Bildung, Wissenschaft und Kitas in einem Ressort zusammenzufassen. Er verspricht sich davon eine Politik mit weniger Reibungsverlusten. Prien sei sehr geeignet, sagte Günther in Kiel und fügte an: „30 Jahre ohne CDU-Bildungsminister sollen nach der Wahl ein Ende finden.“ 

Glücklicherweise aber haben die Schleswig-Holsteiner am 7. Mai selbst die Wahl, ob sie auf den Bulldozer der CDU-Dekrete aufspringen oder eine Bildungspolitik im Dialog bevorzugen, für die die derzeitig regierende „Küstenkoalition“ steht.

von

Günter Schwarz – 02.04.2017