Englisches Massengrab enthält Funde von der dänischen Wikinger Armee
(Repton) – Die Archäologen sind sich nun sicher, dass die 264 Leichen, die in einem Massengrab bei der englischen Stadt Repton in der Grafschaft Derbyshire begraben wurden, Wikinger waren, wodurch ein jahrzehntelanges Rätsel gelöst werden konnte. Datierungen belegen, dass die knapp 300 Toten im 9. Jahrhundert dort bestattet wurden. Sie waren wahrscheinlich Angehörige der Großen Wikingerarmee, die damals in dieser Gegend lagerte. Darauf deuten auch im Grab gefundene Wikingerwaffen und zwei weitere mit Grabbeigaben ausgestattete Gräber hin.
Im späten 9. Jahrhundert hatte eine aus Dänemark kommende Wikingerarmee weite Teile Englands erobert. Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass Teile dieses „Großen Heidnischen Heeres“ im Jahr 873 nahe des Ortes Repton in der Grafschaft Derbyshire überwinterten. In einer Schlacht besiegte diese Wikingerarmee dort auch den König der angelsächsischen Mercier.
Das Repton-Grab hat den Archäologen viele Jahre lang Kopfschmerzen bereitet, seit es 1979 entdeckt wurde. Zuerst waren sie sicher, dass es sich um ein Wikingergrab handelte, aber die anschließende Radiokarbon-Datierung zeigte, dass dies nicht der Fall war. Die Archäologen hatten in der Gegend um Repton mehrere Wikingergräber entdeckt und sogar ein Massengrab in dem unter einem Hügel die Knochen von fast 300 Toten bestattet waren. Neben den Knochen fanden die Forscher Wikingerwaffen, darunter eine Axt und mehrere Messer, sowie einige silberne Münzen in diesem Massengrab. Alle Funde deuteten darauf hin, dass es sich hier um ein Grab von Wikingern der großen Armee handelte.
Um mehr Klarheit zu schaffen, haben Jarman und ihre Kollegen jetzt die Knochen aus dem Massengrab erneut datiert. Ihr Verdacht: die fischlastige Ernährung der Wikinger könnte damalige Datierung verfälscht haben. „Wenn wir Fisch oder Meeresfrüchte essen, nehmen wir Kohlenstoff auf, dessen Isotopenverhältnis anders ist als bei Nahrung vom Land“, erklärt Jarman. „Das müssen wir bei der Radiokarbondatierung berücksichtigen.“
Und tatsächlich: Die neue Datierung bestätigt, dass alle Toten im Massengrab aus der Zeit zwischen 872 und 875 stammen – und damit genau aus der Zeit, in der die große Wikingerarmee in dieser Region lagerte. „Die neuen Radiokarbondaten beweisen zwar nicht, dass diese Toten der Wikingerarmee angehörten, es ist aber sehr wahrscheinlich“, sagt Jarman. Denn nähere Analysen der Knochen ergaben, dass mindestens 80 Prozent von Männern im Alter zwischen 18 und 45 Jahren stammen. Viele Knochen zeigen zudem Anzeichen für schwere Verletzungen – wie es für in einer Schlacht gefallene Wikingerkrieger typisch wäre.
Invasionswege der „Großen-Wikinger-Armee, unter angelsächsischen Chronisten auch bekannt als „Die Große Heiden Armee“.
Ein weiteres Grab könnte darauf hindeuten, dass die Wikinger damals ihre toten Krieger sogar durch Menschenopfer ehrten – möglicherweise von Gefangenen. Denn am Eingang des Massengrabs fanden die Archäologen vier jugendliche Tote, die gesondert und mit einem Schafsschädel zu ihren Füßen bestattet worden waren. Wie Jarman erklärt, gibt es historische Berichte darüber, dass die Wikinger ihre Toten manchmal mit rituellen Tötungen ehrten. Die bei ihrem Tod zwischen acht und 18 Jahre alten Jungen könnten solche Opfer gewesen sein, mutmaßen die Forscher.
„Lange wurde darüber diskutiert, ob es sinnvoll sei zu beweisen, dass die Grabstätten auf die Wikinger zurückzuführen sind oder nicht . Doch jetzt können wir uns sicher sein“, sagt der Archäologe Søren Sindbæk von der Aarhus Universität, der nicht an der neuen Forschung beteiligt war, um die Funde zeitlich zu bestimmen und einzuordnen.
von
Günter Schwarz – 12.02.2018