(Kiel) – Mehr als 70 Jahre liegen die Weltkriegsbomben und Granaten schon in der Ostsee auf dem Grund. Und diese haben noch immer Auswirkungen auf uns alle. Das Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel untersuchte Miesmuscheln aus der Ostsee. Die Rückstände, die sie in den Muscheln nachwiesen, könnten eine ernsthafte Gefahr für den Menschen werden.

Mehr als 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sind noch heute große Abschnitte auf dem Grund der Nord- und Ostsee mit Bomben und Munitionsbeständen gepflastert. Diese Kriegsaltlasten liegen dort und verrotten langsam vor sich hin. Das bedeutet auch, dass immer mehr Sprengstoff freigesetzt wird.

So gibt es vor Deutschlands Küsten Sperrzonen, in denen gefischt werden noch ein Boot passieren darf. Das Meeresgebiet Kolberger Heide vor der Schönberger Probsteiküste in der Kieler Außenförde ist eine dieser Zonen. Hier wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes Muscheln ausgesetzt, die nach 100 Tagen analysiert wurden.

Muscheln filtern rund um die Uhr Wasser – von den Schwebstoffen, dem Plankton, ernähren sie sich. Und durch das permanente „durchsieben“ des Wassers kommt es, dass die Meerestiere mit dem stark krebserregenden Sprengstoff Trinitrotoluol (kurz: TNT) kontaminiert werden. In den Muscheln fanden die Forscher Rückstände des stark krebserregenden Sprengstoffes Trinitrotoluol (TNT). Somit konnte nachgewiesen werden, dass die Muscheln auch für die Menschen gefährlichen Stoffe aufnehmen.

Vorerst wollen die Forscher noch nicht von einer akuten Gefahr für den Menschen sprechen, doch da die Munitionshüllen von Seekriegsminen und in der Ostsee verklappte Munition weiter korrodieren, werden sich die Giftstoffe durch die Strömungen auf weitere Gebiete ausbreiten und letztendlich „auf unseren Speisetellern landen“, wie der Toxikologe Edmund Maser der Presse erklärte.

Andreas Villwock, Leiter der Kommunikation bei Geomar sagte zu TRAVELBOOK: „Wir müssen in den nächsten Jahren umweltgerechte Methoden entwickeln, um die Munitionsreste unschädlich zu machen.“ Zurzeit würde er jedoch noch nicht vor dem Verzehr vor Muscheln und Schalentieren warnen.

Nicht überall in der Ostsee lagert Bomben-Schrott, doch die schädlichen Stoffe könnten sich durch Strömungen im umliegenden Wasser weiter verteilen. So warnt der Forscher Maser, dass die rostenden Munitionshüllen weiterhin eine Ausbreitung fördert. Diese Entwicklung könne sogar dazu führen, dass verschiedene Fische und Krustentiere bald nicht mehr verzehrt werden dürfen!

von

Günter Schwarz – 01.06.2018