(Lübeck) – In einem Linienbus der Stadt Lübeck hat ein Mann am frühen Freitagnachmittag mehrere Fahrgäste mit einer Stichwaffe angegriffen, bei denen zehn bis zwölf Personen teils leichte und teils schwere Verletzungen davontrugen. Der Tatverdächtige wurde festgenommen. Zum Motiv ist noch nichts bekannt, da der mutmaßliche Täter zu den Tatvorwürfen schweigt und jegliche Aussage verweigert.

Der Linienbus war voll besetzt unterwegs in Richtung Ostseebad Travemünde. Viele Fahrgäste waren am frühen Freitagnachmittag auf dem Weg ins Wochenende in Richtung Strand.

Kurz vor der Haltestelle Bahnhof Kücknitz habe der Busfahrer im Rückspiegel beobachtet, dass ein Mann einen Rucksack im Bus abstellte, aus dem es qualmte. Der Fahrer habe den Bus gestoppt und die Türen geöffnet, damit die Passagiere sich in Sicherheit bringen konnten, woraufhin er zu dem Mann mit dem Rucksack lief, der ihn angegriffen und geschlagen habe. Dann begann er, mit einer Stichwaffe mit einer ca. 13 bis 14 Zentimeter langen Klinge auf andere Fahrgäste einzustechen. Einigen Passagieren gelang es, den Angreifer zu überwältigen und festzuhaten, bis er von der Polizei festgenommen werden konnte.

Bei der Attacke wurden nach Angaben der Polizei mindestens zehn Menschen verletzt. Diese Zahl nannte die Lübecker Oberstaatsanwältin Ulla Hingst am Freitagabend auf einer Pressekonferenz. Fünf Opfer mussten demnach ins Krankenhaus gebracht werden. Der Busfahrer habe einen Faustschlag abbekommen, sagte Hingst. Die Hintergründe der Tat sind aber noch unklar.

Im Bus blieb der qualmende Rucksack zurück. Darum wurde laut der Lübecker Oberstaatsanwältin Ulla Hingst vorsorglich der Kampfmittelräumdienst aufgeboten. Erste Untersuchungen ergaben, dass sich Brandbeschleuniger im Rucksack befanden, sagte der schleswig-holsteinische Innenminister Grote (CDU), der sich anlässlich der Eröffnung der Travemünder Woche zum Zeitpunkt der Tat in Lübeck aufhielt und der auch zum Tatort geeilt war. Es habe keine Hinweise auf einen Sprengsatz gegeben. Damit könne wahrscheinlich ein terroristischer Anschlag mit Sprengstoff ausgeschlossen werden.

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem Mann um einen 34 Jahre alten deutschen Staatsangehörigen, der im Iran geboren wurde und der in Lübeck wohnt. Beim Tatmotiv werde „nichts ausgeschlossen, auch kein terroristischer Hintergrund“, sagt Hingst, obwohl darüber bislang keine Erkenntnisse vorliegen.

Laut Innenminister Grote prüften die Behörden, ob es verdächtige Verbindungen des Mannes gebe. „Aber nach derzeitigem Stand ist dies zumindest jetzt nicht bekannt.“ Auch nach Angaben der Staatsanwaltschaft gibt es keine Hinweise auf eine Radikalisierung des mutmasslichen Täters. Da jedoch in alle Richtungen ermittelt werde, sei auch der Staatsschutz eingebunden, der in diesem Fall ermitteln wird.

Die Tatvorwürfe der Staatsanwaltschaft lauten auf versuchte schwere Brandstiftung, gefährliche Körperverletzung und Körperverletzung. Der mutmaßliche Täter soll heute Vormittag dem Haftrichter vorgeführt werden.

Nach Angaben der Polizei verließen viele Buspassagiere und Zeugen panikartig den Tatort, bevor ihre Personalien entweder von der Polizei oder den Rettungsdiensten aufgenommen werden konnten. Diese Personen werden jetzt „dringend gebeten“, sich mit der Polizei unter (0451) 290 793 19 oder (0451) 290 793 03 in Verbindung zu setzen, um durch ihre Zeugenaussagen ein umfassendes Bild des Geschehens zu erhalten. Die Nummer (0451) 290 793 19 wurde von der Polizei auch als Bürgertelefon eingerichtet.

von

Günter Schwarz – 21.07.2018