Die Tageszeitung „Jyllands-Posten“ aus Aarhus veröffentlicht am 30. September 2005 12 Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed.

Am 30. September 2005 druckte die dänische Zeitung „Jyllands-Posten“ Mohammed-Karikaturen, die nicht zuletzt von dem dänischen Imam Ahmad Abu Laban, der am 01. Februar 2007 in København verstarb, und dem radikal islamistischen Politaktivisten Ahmed Akkari gezielt genutzt wurden, um in der islamischen Welt Stimmung gegen das liberale Dänemark zu machen, Muslims gegen Christen aufzubringen und durch Hetze Hass zu schüren. Noch heute sind die Folgen spürbar.


Imam Ahmad Abu Laban                                                                             Islamitischer Politaktivist Ahmed Akkari
Unter dem Namen „Das Gesicht Mohammeds“ wurde die erschienene Serie von zwölf Karikaturen weltweit bekannt, die den islamischen Propheten und Religionsstifter Mohammed zum Thema haben. Am 17. Oktober wurden sie in der ägyptischen Zeitung „Al Fager“ nachgedruckt. Hintergrund ist, dass es im Islam ein – in der Praxis allerdings umstrittenes – „Bilderverbot“ gibt.

In der Folge weiterer Veröffentlichungen dieser und weiterer Mohammed-Karikaturen kam es in vielen Ländern der Welt – vor allem in islamisch geprägten – zu Demonstrationen und islamistisch motivierten gewalttätigen Ausschreitungen, zu diplomatischen Konflikten zwischen der dänischen Regierung und Regierungen islamischer Staaten sowie weltweit zu einer Diskussion über die Religions-, Presse-, Kunst- und Meinungsfreiheit.


10 der 12 Mohammed-Karrikaturen, die weltweit für Unruhe sorgten
Einige Monate später – Anfang 2006 – erstellten die dänischen Imame Ahmad Abu Laban und Ahmed Akkari ein Dossier, in dem neben den originalen zwölf Karikaturen auch solche abgebildet waren, die nicht aus der „Jyllands-Posten“ stammten, die beleidigend-obszönen Inhalts waren und die angeblich Abu Laban zugeschickt worden waren. Unter anderem wurde ein betender Muslim dargestellt, der während des Gebetes von einem Hund bestiegen wurde. Daraufhin kam es weltweit zu Protesten muslimischer Organisationen, vom Boykott dänischer Produkte bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen 139 Menschen ums Leben kamen. Die Demonstranten auf den Straßen wurden teilweise gezielt desinformiert. Es wurden dänische und norwegische Botschaften angegriffen und teilweise zerstört.

Der Begriff „Karikaturenstreit“ erreichte bei der Wahl zum Wort des Jahres 2006 den dritten Platz. In Dänemark ist der Begriff „Muhammedkrisen“ (die Mohammedkrise) geläufig und mit Sicherheit eine der Ursachen in der Zurückhaltung Dänemarks, heute „nichtwestliche“ Flüchtlinge aus von religiösen und politschen Unruhen betroffenen Staaten wie Syrien, Irak, Afghanistan und anderen aufnehmen zu wollen.

Die Karikaturen wurden von dem Kulturchef der Zeitung, Flemming Rose,, bei den Zeichnern in Auftrag gegeben. Nach Angaben der Redaktion wollte man prüfen, wie viel Selbstzensur sich dänische Künstler mit Blick auf den Islam auferlegen würden. Zuvor hatte der dänische Kinderbuchautor Kåre Bluitgen keinen Zeichner für sein Buch „Koranen og profeten Muhammeds liv“ (Der Koran und das Leben des Propheten Mohammed / Januar 2006) gefunden, der mit seinem Namen dafür stehen wollte. Das Buch verzeichnet neben dem Autor einen anonymen Illustrator. 40 dänische Karikaturisten wurden angesprochen, wovon sich zwölf bereit erklärten, etwas beizutragen; drei davon waren Zeichner der „Jyllands-Posten“. Zwei der Karikaturen spielen direkt auf Bluitgen an, indem sie ihn mit Turban abbilden.


Kulturchef der Jyllands Posten 2005, Flemming Rose
Die Kritik auf muslimischer Seite richtete sich vor allem gegen eine – nach Meinung dänischer Imame wachsende – islamfeindliche Haltung im Westen mit der Bedienung von Vorurteilen, etwa der Gleichsetzung des Islams mit dem Terrorismus.

Liberale Kritiker wiesen darauf hin, dass die Mohammed-Karikaturen im Vergleich zu den in arabischen Medien regelmäßig erscheinenden antisemitischen Witzen und Papstkarikaturen harmlos gewesen seien. Die Aufregung sei daher nicht nur künstlich entfacht und tendenziell reaktionär, sondern unverhältnismäßig.

In Dänemark haben sich zudem die Beziehungen zwischen der muslimischen Minderheit und der dänischen Mehrheit in den letzten Jahren aufgrund einer scharf geführten Ausländerdebatte und einer restriktiven Einwanderungspolitik zunehmend verschlechtert. Dies gilt insbesondere unter der damaligen Minderheitsregierung Anders Fogh Rasmussens (Kabinett Rasmussen II), die aus der rechtsliberalen Partei Venstre und der Konservativen Volkspartei bestand und die mit Tolerierung durch die nationalkonservative Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) regierte. So bezeichneten beispielsweise Abgeordnete der Dansk Folkeparti den Islam als „Krebsgeschwür“ und „Terrorbewegung“, und sie weicht bis heute nicht von dieser politischen Linie ab.

Chronik des Mohammed-Karikaturen Konflikts

– 30. September 2005: Die Zeitung „Jyllands-Posten“ veröffentlicht zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed.
– 19. Oktober : Elf Botschafter islamischer Staaten bitten Premier Rasmussen um ein Treffen, dieser lehnt ab.
– November/Dezember: Delegation dänischer Moslems reist durch arabische Staaten und fordert zu Protesten auf.
– 29. Dezember: Außenminister der Arabischen Liga kritisieren Dänemark.
– 26. Januar 2006: Boykott dänischer Waren in Saudi-Arabien. Abzug des saudischen Botschafters aus København.
– 29. Januar: Libyen schließt Botschaft, Proteste überall im Nahen Osten. Dänisches Außenministerium mahnt bei Reisen
in arabische Länder zu Vorsicht.
– 30. Januar: Warenboykott umfasst alle arabischen Staaten.
– 01. Februar: Boykott weitet sich auf islamische Länder in Fernost aus.

von

Günter Schwarz – 30.09.2018