(Odense) – 1.000 Wohnungen eines sogenannten „Ghettos“ sollen im Stadtteil Vollmose in Odense dem Boden platt gemacht oder einer anderen Verwendung zugeführt werden. Mit dem Einreißen der Wohnungen soll auch die hohe Kriminalitätsrate aus diesem Stadtteil verschwinden. Die Regierung hofft, dass die betroffenen Bewohner, die vom Wohnungsabriss betroffen sind, freiwillig umziehen.

Die dänische Regierung hat einige Gegenden im Land zu „Ghettos“ erklärt. Diese zeichneten sich, der dänischen Regierung nach, durch hohe Kriminalität und einen hohen Migrationsanteil aus. Dort lebende Kinder müssen an Integrationskursen teilnehmen, und Straftaten der Einwohner werden künftig schwerer bestraft.

Vollmose ist ein Vorort der dänischen Stadt Odense. Die meisten der 9.000 Einwohner sind Zuwanderer. Die dänische Regierung stufte den Vorort als „hartes Ghetto“ ein – die schlimmste Ghetto-Kategorie. In den kommenden zehn Jahren sollen 1.000 der Wohnungen abgerissen oder umgewandelt werden.

Es wird versucht, private Investoren für das Gebiet zu gewinnen und dort andere Menschen anzusiedeln.

Angekündigt hatte das Vorhaben der dänische Statsminister Lars Løkke Rasmussen. Unterstützung erhielt er dabei vom sozialdemokratischen Bürgermeister Odenses, Peter Rahbæk Juel, für den „letzten Vollmose-Plan“. Juel sagt zu den Regierungsplänen: „Ich kann verstehen, wenn die Menschen, die dort leben, es brutal finden. Doch nichts zu tun ist auch brutal. Die Kinder, die in Vollmose aufwachsen, haben nicht die gleichen Chancen wie andere Kinder in Dänemark. Wir müssen die Strukturen zerbrechen, die den jungen Menschen signalisieren, dass Kriminalität für sie die bessere Chance als eine gute Ausbildung ist. Wir wollen Leute von der anderen Seite der Bildungsschicht rüberbringen (…)“.

Viele der Kinder aus Vollmose gehen nicht in die öffentlichen dänischen Schulen, sondern besuchen die freien Islamschulen. Unter den Anwohnern sind auch viele Studenten, da hier die Mieten besonders preisgünstig sind. Die alten Bauten aus den 1970er Jahren sind zudem von viel Grünflächen umgeben.

1.600 neue Wohnungen sollen entstehen. Wer letztlich umzieht und wer bleiben darf, werden die Wohnungsgesellschaften entscheiden. Juel hofft darauf, dass die Menschen freiwillig umsiedeln: „(…) Den freiwilligen Umsiedlern sichern wir Schul- und Kita-Plätze für Kinder in der neuen Wohngegend zu.“

Eine Herausforderung wird das Vorhaben dennoch. Juel ist überzeugt, wenn man sich in zehn Jahren nach Vollmose begebe, werde man die Gegend kaum wiedererkennen, so radikal wird sich der Wandel darstellen.

Auch die schwedische Anti-Einwanderungspartei der Schwedendemokraten hat bereits angekündigt, sich an Dänemark orientieren zu wollen.

Gegen das „Ghetto-Siegel“ wurde in den dänischen Städten im September demonstriert. Kritiker sehen hierin eine Benachteiligung in dem Zugang zu Bildungseinrichtungen und auf dem Arbeitsmarkt, da Schule teilweise Kinder aus „Ghettos“ die Aufnahme verweigern und Arbeitgeber Bewerber aus diesen Wohngebieten oft nberücksichtigt lassen.

von

Günter Schwarz – 24.10.2018