(Aarhus) – Der Winter naht, und es hat bereits die ersten Frostgrade gegeben. Aus diesen Grund hat die Enhedslisten (Einheitenliste / Rot-Grüne Partei) vorgeschlagen, den Winter über das Rathaus als nächtliche Herberge für Obdachlose zur Verfügung zu stellen.

„Die Gefahr, dass Menschen in diesem Winter besonders des Nachts auf der Straße sterben, steht unmittelbar bevor“, lautet die eindeutige Botschaft von Keld Hvalsø (Enhedslisten), einem Stadtrat-Politiker in Aarhus. Er hat unter anderem vorgeschlagen, das Rathaus der Stadt für den Winter zu einem Schutzraum zu machen, um fehlende Schlafplätze für die Obdachlosen der Stadt zu sichern.

„Wir denken, es soll nur über Nacht sein, denn nachts steht das Rathaus ohnehin leer, so dass wir genug Platz hätten, um Obdachlose unterzubringen“, sagt der Stadtrat.

„Es ist wirklich eine gute Lösung, wenn die Kommune ihrer Verpflichtung nicht nachkommen kann, ausreichend Unterkünfte zur Verfügung stellen zu können“, meint Christina Strauss, eine ehemalige Obdachlose.

In Paris kündigte die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt, Anne Hidalgo (Parti Socialiste), an, dass sie in diesem Winter das Rathaus der fHauptstadt für Obdachlose öffnen wird. Dieser Ankündigung folgt die Enhedslisten jetzt in Aarhus. Aber nicht jedes Mitglied im Stadtrat kann sich mit der Idee anfreunden, das Rathaus nachts im Winter für Obdachloae zu öffnen.


Keld Hvalsø (Enhl.) Schlägt vor, das Rathaus zu benutzen, den Winter über des Nachts Obdahlose zu beherbergen.
„Ich glaube nicht, dass Aarhus Paris ist, und ich denke, es wirkt ein bisschen poppig sein, wenn man das Rathaus in ein derartiges Licht setzt. Wenn es uns an Unterkünften fehlt, müssen wir noch einige davon einrichten. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, obdachlose Menschen zu erreichen und aus dieser Situation zu helfen“, gibt Kristian Würtz (Socialdemokraterne), Ratsmitglied für soziale Angelegenheiten und Beschäftigung in der Kommune Aarhus, zu bedenken.

Es ist jedoch nicht nur das Rathaus, über das Keld Hvalsø sich Gedanken gemacht hat. So bringt er auch Wasser und Heizung ins Spiel. „Wir schlagen zunächst einmal vor, herauszufinden, welche öffentlichen Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Das heißt, wir müssen uns ansehen, was in der Kommune nachts leer steht und geeignet ist. Und dabei können wir auch das Rathaus einbeziehen. Das Haus liegt zentral, und es gibt auf allen Etagen fließendes Wasser und Toiletten“, sagt Keld Hvalsø.

Christina Strauss war zuvor obdachlos und auch im Winter in Aarhus auf der Straße unterwegs. Und die gewalttätige Nachtkälte war in vielen Nächten so extrem, dass es sie dazu zwang, Dinge zu tun, die wirklich ihre moralischen Grenzen überschritten.


Dieses Loch in einer Mauer war in vielen Winternächten einst die Residenz von Christina Strauss.
„Ich konnte noch nie gut stehlen, aber manchmal etwas zu stehlen, war ich gezwungen, um zu überleben. So habe ich Keramikblumentöpfe gestohlen. Wenn ich zwei von ihnen nahm und sie bei Kerzenlicht übereinander setzte, hatte ich eine eigene kleine Heizung“, gesteht sie.

Alles ist besser, als nachts im Winter draußen zu schlafen. Die Idee ist, sicherzustellen, dass die Menschen, die in Aarhus obdachlos sind, zumindest nachts Schutz und Wärme finden. Und leider gibt es immer mehr Menschen, die es betrifft, und es ist wirklich schon sehr kalt im Moment – und es wird noch kälter!

Laut dem Ratsmitglied für soziale Angelegenheiten und Beschäftigung, Kristian Würtz, gibt es jedoch bessere Möglichkeiten, Obdachlosen zu helfen, als die Zahl der Schlafplätze zu erhöhen.


Kristian Würtz (S) möchte den Fokus auf eine langfristigere Lösung der Obdachlosigkeit richten.
„Es muss natürlich Herbergen geben, damit die Leute nachts ein Dach über dem Kopf haben, aber ich denke, dass omentan die kurzfristigen Lösungen zu sehr im Fokus standen, und ich möchte mich lieber auf eine langfristige Lösung konzentrieren. Viele junge Obdachlose sind psychisch krank, oder sie sind misshandelt worden. Daher müssen wir viel mehr Anstrengungen darauf richten, um den Jugendlichen aus der Obdachlosigkeit herauszuholen.

Ob die Lösung kurzfristig ist oder nicht, ist für den Vorschlag der Enhedslisten nicht entscheidend „Die Idee ist, dafür zu sorgen, dass die Menschen, die in im Moment in Aarhus obdachlos sind, Schutz und Wärme zu bieten. Und leider gibt es eine wachsende Anzahl von Menschen, die jetzt wirklich der Hilfe bedürfen, weil es sehr kalt ist – und nicht irgendwann“, sagt Keld Hvalsø.

Jedenfalls wird der Vorschlag wird am Mittwoch, dem 28. November, auf einer Ratssitzung der Stadtverordnetenversammlung geprüft.

von

Günter Schwarz – 24.11.2018