Vor 210 Jahren erstrahlte Dänemarks erster Weihnachtsbaum in Holsteinborg in Skælskør, das heute zur Kommune Slagelse auf der dänischen Insel Sjælland (Seeland)– und später schrieb H. C. Andersen ein Gedicht über den Weihnachtsbaum auf dem Landgut.

Die Weihnachtsbäume sind zu dieser Zeit auf vielen Plätzen aufgestellt und verbreiten im ganzen Land etwas Glanz, wobei bei vielen Menschen die Vorfreude auf das Weihnachtsfest steigt. Die 1788 in Svendborg geborene Gräfin Wilhelmine Juliane af Reventlow begann 1808 diese beliebte Weihnachtstradition in Dänemark, indemn sie die ersten Lichter an einem Weihnachtsbaum anzündete.


Wilhelmine Reventlow
Wilhelmine war 20 Jahre alt und hatte gerade in die Familie Holsteinborg eingeheiratet, als sie sich zu Weihnachten ein eigenes Gefühl geben wollte, indem sie etwas nachahmte, das sie in Deutschland gesehen hatte.

In den großen Wäldern des Anwesens fand sie beim im „Winterspaziergang“ eine Tanne, die in einem Zimmer im Ostflügel des Schlosses aufstellen ließ. Die Gräfin schmückte den Baum mit Schmuck aus Paoier und zündete auch angebrachte Kerzen an, was zu Dänemarks erstem Weihnachtsbaum wurde.


Holsteinborg
Von Holsteinborg aus verbreitete sich diese Tradition zuerst nach København, wo drei Jahre später von Politikern ein Baum vor Orla Lehmanns Kinderheim mit Lichtern erstahlte. Von København aus breitete sich die Tradition dann im Laufe der Jahre weiter in die Provinz aus – aber in den ersten Jahren nur unter den finanziell besser gestellten Bürgern.


Weihnachten in der „guten Stube“ in Maribo
Erst nach dem ersten Weltkrieg setzte sich der Weihnachtsbaum auch beim normalen Volk durch, obwohl es immer noch viele Menschen gab, die sich keinen leisten konnten, aber sie hatten fast immer zumindest noch die Chance, einen zu sehen und zu bewundern.

Der Weihnachtsbaum wurde zu einem öffentlichen Anliegen, und in vielen dänischen Städten leuchteten die Lichter von Weihnachtsbäumen in der Adventszeit auf den Plätzen.


Der erste Weihnachtsbaum mit Glühlampen in Nykøbing auf Falster
In Holsteinborg setzte sich die Tradition fort, und 1861 wandte sich Wilhelmine an H.C. Andersen, der auf dem Gut Weihnachten feierte. H.C. Andersen kam oft nach Holsteinborg, wo er damals sogar eine Wohnung hatte. Hier schrieb er einige seiner Werke, und in vielen davon war auch vom Weihnachtsbaum die Rede. Unter anderem in einem seiner kleinen Verse von 1865:

– Paa Holsteinborg Juletræet staar (Mit Blick auf Holsteinborgs Weihnachtsbaum)
– Med straalende Gaver og Kjærter, (Mit strahlenden Geschenken und Liebe)
– Én green heelt op til Liemfjorden naard, (Ein Grün geht zum Liemfjord hinauf)
– Med hilsen fra Trofaste Hjærter. (Mit Grüßen aus treuem Herzen.)


H.C. Andersens Wohnung in Holsteinborg

BILD: DK-Weihnachtsbaum-e – H.C. Andersens Wohnung in Holsteinborg

Wilhelmine feierte 60 Weihnachtsabend in Holsteinborg und konnte in ihren alten Tagen erleben, dass sich der Brauch m ganzen Land verbreitet hatte.

Heute bekommt ihr Nachfahre, Ulrich Graf Holstein-Holsteinborg, zum Weihnachtsabend einen Baum ins Hauptgebäude gebracht, dekoriert ihn und präsentiert ihn nach dem Weihnachtsessen seinen Gästen.

Der Weihnachtsbaum wird heute jedoch nicht mehr im Ostflügel aufgestellt, sondern in der Porträtstube, nur wenige Meter von einem Gemälde von Wilhelmine entfernt, die im Alter von 20 Jahren den ersten Weihnachtsbaum in Dänemark anzündete.


Ulrich Graf Holstein-Holsteinborg
von

Günter Schwarz – 02.12.2018