Emma Gads dänisches „Knigge-Buch“ über gutes Benehmen und einen guten Umgangston hat dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. In diesem Zusammenhang betrachten wir genauer, wie es heute mit dem Benehmen und guten Manieren bei Tisch bestellt ist.

Wie ist es jetzt mit diesen ungeschriebenen Regeln bestellt, und was sind gute Manieren und ein guter Ton?

Der lokale Fernsehsender TV MIDTVEST hat den Versuch unternommen und drei verschiedene junge Menschen mit der Benimmexpertin Gitte Hornshøj, die Bücher und Vorträge zu diesem Thema geschrieben hat, an den Tisch geladen.


Emma Gad

Zusammen haben sie heute die Manieren der Dänen beobachtet, und es gibt noch 100 Jahre nach Emma Gads Buch über Manieren und Ton allerhand zu lernen. „Es gibt rund um die Uhr Verbesserungsbedarf, und wir alle haben Verbesserungsbedarf. Auch ich fasse mich an die eigene Brust und stelle fest, es gibt viel zu tun“, sagt Gitte Hornshøj. „Es ist so wichtig, dass wir über das gute Benehmen sprechen. Denn es gibt niemanden, der es mag, wenn gewisse Regeln nicht befolgt werden. Es ist also wirklich wichtig, dass wir uns damit beschäftigen“, fährt sie fort.

Die drei Teilnehmer, die von Gitte Hornshøj zu Tisch geladen wurden, sind Thomas Birkedal, Ellie Annabelle und Hamsa Yassin. Und sie sind sich auch darüber einig, dass es mit ihren eigenen guten Manieren besser klappen könnte. „Ich denke ehrlich, wir sind ein bisschen zu bequem, um einander Respekt entgegenzubringen und nehmen uns zu wenig Zeit, miteinander zu reden“, sagt Gitte Hornshø.

Sobald der Hauptgang vom Tisch geräumt ist, fehlt es Hamsa Yassin schon an dem Benimm, denn sie bittet um einen Nachschlag, wozu Emma Gad schon vor 100 Jahren schrieb: „Bitten Sie nicht um einen Nachschlag zum Essen, wenn es am Tisch nicht üblich ist.“

„Das macht man nicht“, kritisiert Gitte Hornshøj, „wenn die Speisen abgeräumt werden, ist es darauf zurückzuführen, dass Sie sich nach dem Dessert satt fühlen werden. Wenn es sich um eine Gastgeberin handelt, könnte die Bitte um einen Nachschlag bei ihr Stress auslösen, denn beispielsweise das Lendenstück im Hauptgang kostete ein Vermögen, und es wurde für sechs Personen eingekauft.“


Thomas Birkedal und Gitte Hornshøj sind überrascht, dass Hamse Yassin mehr Essen nachverlangt, während der Hauptgang bereits abgeräumt wird.

Sowohl Hamsa als auch die anderen Teilnehmer lernen viel über Takt und guten Ton bei Tisch. „Ich habe viel gelernt. Ich hatte eingangs jedoch nicht erwartet, dass es so kompliziert ist, und es gab so viel für mich neues zu lernen. Aber es ist sehr wichtig mit guten Manieren, und darüber möchte ich in Zukunft viel mehr nachdenken“, sagt Hamsa Yassin.

Thomas Birkedal geht in sich, denn er hatte sich wie die anderen sehr darauf konzentrieren müssen, das Handy unbeachtet zu lassen. „Es war aufregend und äußerst lehrreich. Ein Fest oder nur ein Essen wird etwas ganz anderes sein, wenn man sich nur ein wenig bemüht und sich in Bezug auf Bildung seine anderen Fest- oder Essensteilnehmer einlässt und sich nicht einfach hinter seinem Handy versteckt“, sagt er.

„Obwohl Emma Gads Buch über gute Manieren und guten Ton 100 Jahre alt ist,als es noch keine Handys gab, ist alles, was gutes Benehmen angeht, heute noch relevant. Alles, was Emma Gad vor langer Zeit geschrieben hat, bestand darin, das Unschöne und Störende in der Gesellschaft zu beseitigen und das Schöne und Angenehme zu fördern. Auch wenn man es heute in ein zeitgenössisches Dänisch schreiben würde, wird der Inhalt und damit die Aussage des Werks weitgehend erhalten bleiben“, sagt Gitte Hornshøj und fährt fort: „Es sollte niemals als ein erhobener Zeigefinger verstanden werden, aber wenn Sie zu einem dieser formalen Essen an weißgedeckten Tischen geladen sind, ist es schön zu wissen, wie man sich gut benimmt. Es gibt schließlich niemanden, der gerne Dinge falsch macht.“

von

Günter Schwarz – 31.12.2018