Die Fastelabendsflut (Fastnachtsflut) vom 14. Februar 1648 bricht mit einem Orkan mit Sturmflut und einem Erdbeben über die Holsteinischen Elbmarschen ein. Unzählige Menschen und Tiere kommen ums Leben, und das Gebiet bleibt mehrere Monate völlig überflutet und verwüstet.

Die Fastelabendsflut vom 1648 oder auch das Erdbeben von Holstein vom 14. Februar 1648 (nach anderen Quellen 15. Februar 1648) war eine Naturkatastrophe, die eine äußerst ungewöhnliche Kombination von zwei Naturereignissen in den Holsteinischen Elbmarschen war.

Das für diese Region ungewöhnliche Naturereignis erstreckte sich von Freiburg/Elbe im heutigen Niedersachsen über Glückstadt entlang des Geestrandes bis nach Hamburg. Am späten Abend des 13. Februar 1648 zogen „heftige Sturmwinde“ auf, die sich über Nacht zu einem Orkan entwickelten, begleitet von Regen- und Hagelschauern.

In der Elbmündung und auf der Elbe sanken diverse Schiffe oder wurden an Land gedrückt. Der Orkan wehte die Kirchtürme von Glückstadt, Krempe, Wewelsfleth. Brokdorf, Kollmar, Horst, Uetersen, Rellingen, Wedel und der Katharinenkirche in Hamburg um. Gleichzeitig zerstörte er unzählige Gebäude, Ländereien, knickte und entwurzelte hunderttausende von Bäumen. Tausende Menschen gerieten in höchste Not und Gefahr.

Es folgten innerhalb von Stunden eine verheerende DSturmflut sowie – angeblich – ein Erdbeben, das Feuersbrünste auslöste. Bei der Sturmflut wurden Teile der niedrig gelegene Elbmarschen meterhoch überflutet. Durch das gleichzeitige Erdbeben stürzten weitere Kirchtürme und Gebäude ein und gingen auch in Flammen auf. Unzählige Menschen und Tiere kamen ums Leben, das Gebiet war mehrere Monate völlig überflutet und verwüstet, es folgte ein „großes und vielfältiges Elend“.

In Krempe wurde die Kirche mit Altar, Predigerempore und Orgel derartig zerstört, dass das Orgelwerk und die Pfeifen verkauft werden mussten, um das benötigte Geld für den Wiederaufbau zu beschaffen. In Wedel wurden in den höher gelegenen Ortsteilen ganze Häuser angespült. Der Kirchturm der Katharinenkirche in Hamburg wurde „vom ihrem erstlichem Gemäur auf gehoben und auff die eine Seite des Kirchendaches mit einem so greülichen Krachen und Geprassel gefallen, das man vermeinert hat Himmel und Erden weren zusammen gestürzet oder miteinander vermischert “. In Drage. Im heutigen Landkreis Harburg bei Winsen/Luhe, wurde „der Thurm der Jederzeit etliche Schritte von der Kirche gestanden … mit unverrüstem Beben fest an die Mauern der Kirche ist versezer worden“. Gleichfalls wurde aus Bad Bramstedt berichtet: „Am Montag nach Esta mihi in der Nacht umb 11 Uhr, ein groß Erdbeben entstanden von datt Sturmwindt, wodurch der Kirche Turm herunter geschlagen und dadurch die Kirche großen Schaden gelitten, daß 6 Nye Balken müssen wieder darin sampt dem Sparrenwerk gebracht werden.

Ein Chronist berichtete über diese Katastrophe: „Zwischen Montag und Dienstag in der Fastnachtswochen ein solcher erschrecklicher Sturm entstanden, daß das Erdreich samt den allen grössesten Gebeuen erzittert und gebebt, danebens solche grausahme Donner und Blitze gesehen und gehöres worden, daß ieso vieleicht kein Mensch unter dem Himmel zu finden, welcher dergeichenmaßen habe erlebert: Ja es sollen grosse Stücke oder klumpiges Feuer auff Freiburg oder anderen Ohrten derselben Gebithes sein gefallen.

Weiter berichtete der Rellinger Pastor: „So habe ich doch kein einziges gefunden, daß mit diesem von uns erleberen eigentlich zu vergleichen were. Den wo hat man doch wol gesehen, das ein solcher Sturmwind und Erdbeben zugleich entstanden, welches in einer so kurzen Frist innerhalb dreier Stunden, solchen unglaublichen Schaden getan, so viel Gebäude, Thürme, Spitzen, Kirchen, Häuser, Mühlen, und dergleichen zermalmet und vernichtet, so viele hunderttausend Bäume aus der Erde gerissen, ja die Leute in solche Angst und Noht gebracht, daß, wenn es möglich were gewesen, sie sich gern in den Abgrund der Erden gesehen haben“.

Diese (und andere) Augenzeugenberichte über dieses Unwetter befinden sich im Anhang des im selben Jahre veröffentlichten Gedichts „Holstein vergiß eß nicht“ des Wedeler Pastor und Dichters Johann Rist. Das Gedicht selbst besteht aus 800 Alexandrinern, versehen mit ausführlichen Anmerkungen.

Rist verstand dieses Unwetter als Zeichen des göttlichen Zorn vor allem wegen der Ausschweifungen der Fastnacht. So schilderte er in seinem Buch nicht nur die Katastrophe selbst, sondern rief vor allem seine Gemeinde und die Leser zur Buße auf. Dafür enthält das Buch auch ein langes Bußlied mit 16 achtzeiligen Strophen. Da diesem Lied Noten beigegeben waren, sollte es wohl auch im Gottesdienst gesungen werden. Pastoren der benachbarten und betroffenen Kirchengemeinden, aber auch andere Freunde von Rist wie Georg Greflinger steuerten eigene Augenzeugenberichte, teilweise ebenfalls in Gedichtform, bei.

von

Günter Schwarz – 14.02.2019