Die Dänen haben kein großes Vertrauen in ihre Politiker. Um das zu ändern, müssen Bürger und Politiker häufiger zusammentreffen, sagen Forscher. Nur 35 Prozent der Dänen geben derzeit an, dass sie ihren Politikern vertrauen. Im Jahr 2007 trauten noch 70 Prozent ihren Volksvertretern.

Eva Sørensen, Professorin an der Fakultät für Sozialwissenschaften und Wirtschaft der Universität Roskilde, sagt, es sei normal, dass das Vertrauen in unsere Politiker sinkt, wenn sich die Wirtschaft in Schwierigkeiten befindet.

„Es ist so wenig verwunderlich, wen es nicht recht läuft, obwohl sich die Wirtschaft verbessert hat. Was beunruhigend ist, ist der Umstand, dass es sich um einen langwierigen Trend handelt, der aussieht, als würde er nicht überwunden“, sagt Eva Sørensen.

Einige der Politiker, die etwas tun, um diesen Trend umzudrehen, sind Jacob Jensen (Venstre / Rechtsliberale Partei) und Rasmus Horn Langhoff (Socialdemokraterne), die trotz Parteidisziplin im derzeit laufenden Wahlkampf zum Folketing öffentlich dafür eintreten, sich gegen das gegenseitige „Schlammwerfen“ auszusprechen.

Eva Sørensen hält die Zusammenarbeit zwischen den beiden Parlamentariern für interessant, aber sie warnt davor, dass die Angst vor verbalen Auseinandersetzungen und Konflikten die Nuancen der Debatte zerstören können.

„Wenn Sie Angst vor Konflikten oder Auseinandersetzungen haben, besteht die Gefahr, dass es dazu führen kann, nicht mehr öffentlich über widersprüchliche Meinungen in der Politik zu reden “, sagt sie.

„Es ist aber wichtig, eine ernsthafte politische Debatte zu führen, bei der es nicht um ,Friede, Freunde, Eierkuchen‘ geht, sondern sie benötigt Raum für Unterschiede“, sagt die Forscherin.

Es gibt verschiedene Trends, die das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik verringern, meint Eva Sørensen. Sie erklärt, dass die Parteien zuvor einen Spielraum für Debatten zwischen einfachen Leuten und Politikern hatten. Doch die Zahl der Dänen, die Mitglieder einer politischen Partei sind, ist deutlich gesunken, und daher hat sich der Spielraum bei Treffen zwischen Bürgern und Politikern praktisch aufgelöst, was wiederum bedeutet, dass die Distanz zwischen Bürgern und Politikern größer geworden ist.

„Ich sehe schon, dass die Politiker versuchen, zu mehr öffentlichen Auftritten zu kommen, bei denen sie gute Debatten mit Bürgern führen können, damit sie nicht lä#nger in der Vorstellung der Leute verbleiben, dass Politiker die Gauner der Elite sind und die Bürger nichts verstehen, weil es eine sehr unproduktive Beziehung ist“, sagt Eva Sørensen.

Sie verweist auf internationale Studien, die zeigen, dass nur eine Stunde Internetdebatte, in der Bürger Fragen stellen, die Haltung gegenüber einem Politiker ändern können. Und das ändert auch die Haltung des Politikers gegenüber den Bürgern. „Die Politiker werden klüger, wenn sie zu denen gehen, die von ihrer Politik betroffen sind“, sagt Eva Sørensen.

„Aber die Bürger ändern sich auch, wenn sie auf diese Weise mit den Politikern zusammenkommen. Sie erfahren, warum die Politiker das tun, was sie tun. Also profitieren beide Seiten von solchen Treffen“, sagt sie.

„Wenn man sich die Politiker in den dänischen Kommunen und im Folketing anschaut, sieht man bereits eine Entwicklung in den Kommunen und in den Regionen, und sie haben angefangen, mit Bürgern zu sprechen, Doch es gibt auch manche, die mehr dazu beitragen müssen“, sagt Eva Sørensen.

„Es ist ein ähnliches Problem ist, von dem wir vor 30 Jahren über die Wirtschaft sprachen, als Unternehmen, die Waren für ihre Kunden produzierten , die immer anspruchsvoller wurden. Selbst vermochten sie nicht das Gefühl zu vermitteln, die Lösungen zu finden, die die Gesellschaft verlangte“, sagt sie.

Es ist sozusagen eine neue Geschichte für die Gesellschaft ein neues Produkt zu schaffen, das jedoch die Bürger und Politiker gemeinsam schaffen müssen. Es erfordert eine ganze Menge von den Politikern. die aufhören müssen zu denken, dass nur sie alle Lösungen parat haben“, sagt Eva Sørensen.

„Die Politiker müssen dahinkommen zu sagen: ,Ja, das ist ein großes Problem, ich muss ein Gespräch mit den Bürgern darüber führen. Und lass ein halbes Jahr darüber vergehen, bevor wir etwas entscheiden’“, sagt sie, denn schließlich ist kein Politiker ein Orakel.

von

Günter Schwarz – 20.04.2019