(Colombo) – Am Ostersonntag wurde Sri Lanka von mehreren Explosionen getroffen, die mindestens 290 Menschen das Leben kosteten und Hunderte verletzten. Unter den Getöteten befanden sich drei Dänen, meldet das dänische Außenministeriums.

Insgesamt gab es acht Explosionen, darunter in drei Kirchen, in denen Ostermessen stattfanden. In der Nähe von St. Anthony’s Church in der Hauptstadt Colombo befand der Däne Henrik Melder. Er ist in Sri Lanka mit einer Einheimischen verheiratet und lebt seit 10 Jahre in dem Land. Bei einer der Explosioen befand er sich in der Nähe.

„Ich saß im Auto und rauchte eine Zigarette bei geöffetem Fenster. Ich hörte ein lautes Knallen und spürte die Druckwelle im Auto. Ich dachte, dass etwas nicht stimmte, also drehte ich mich sofort um und sah eine Rauchwolke im Rückspiegel“, erzählte er über eine Skype-Verbindung.

Sein Schwager fuhr mit dem Tuk-Tuk-Taxi und war nur 50 Meter von der Kirche entfernt, als die Bombe hochginng. Mit zwei Passagieren auf dem Rücksitz floh er so schnell er konnte zu Henrik Melders nach Hause.

„Er blutete und hatte so eine Gehirnerschütterung erlitten, dass sich seine Pupillen nicht mehr bewegen, wenn ich ihn in die Augen sah. Ich verstehe nicht, wie er mit dem Blut im Gesicht und in den Augen davonkommen konnte und zu mir ins Haus fand,“ sagte Henrik Melder.

Auch der Däne Halvor Hansen und seine Frau waren einer Explosionen nahe. „In unserem Hotel im Zentrum konnten wir einige mächtige Knallgeräusche hören. Sofort danach waren Rettungsfahrzeuge auf der Straße und alles wurde blockiert. Es war wirklich heftig“, sagte er.

Zum Ostergottesdienst waren viele Christen in der Messe“, erzählte Henrik Melder und fuhr fort: „Ostern ist uns hier unten wahrscheinlich heiliger als in Dänemark. Deshalb waren wir auch auf dem Weg zur Kirche. Zum Glück hatten wir uns um 10 Minuten verspätet. Sonst wären wir auch in der Kirche gewesen, als es passierte.“

Allerdings hatte nicht jeder das Glück. Henrik Melder berichtete, dass er seinen Freund, dessen Frau und deren Kind im Hotel Shangri-La in Colombo verloren hat. „Es ist furchtbar hier unten. In dem kleinen Dorfi in dem ich am Stadtrand von Colombo wohne, weinen alle.“

Sri Lanka wurde von 1983 bis 2009 von einem Bürgerkrieg heimgesucht, in dem die Gruppe Tamil Tigers die Regierung des Landes bekämpfte, um einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden der Insel zu erstreiten.

Daher geht Henrik Melder auch davon aus, dass die Sicherheitsbehörden bestrebt sind, den Fall schnell zu bearbeiten und aufzuklären, um an die Hintermänner dieser grausamen Taten zu kommen „Die gesamte Nation ist betroffen, aber die Nation hat schon in dem 30-jährigen Bürgerkrieg gezeigt, dass sie mit derartigen Situationen umzugehen weiß. Daher sind die Behörden gewappnet, mit der Situation fertig zu werden. Ich habe also großes Vertrauen in die Behörden hier unten“, sagte er.

Henrik Melder ist ein dänischer Kriegsveteran und war auf dem Balkan stationiert. „Ich war 25 Jahre beim Militär und dachte, ich hätte jetzt meinen Platz gefunden, an dem ich mich entspannen kann“, schloß er.

Sri Lankas Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe bezeichnet die Angriffe als „feige“. Es ist immer noch unbekannt, wer hinter den Anschlägen steht. Die Regierung geht davon aus, dass die lokale radikal-islamische Gruppe „National Thowheeth Jama’ath“ für die Anschläge verantwortlich ist, da es bereits im Vorfeld Warnungen gegeben haben soll.

Nur rund zehn Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Muslime. Die vorherrschende Religion ist der Buddhismus, der 70 der Bevölkerung angehören. Dem Hinduismus gehören etwa 13 Prozent an und die Christen stellen mit lediglich 7 Prozent die kleinste religiöse Minderheit.

Islamistische Terrorangriffe hatte es bisher in dem Inselstaat allerdings noch nicht gegeben.

von

Günter Schwarz – 22.04.2019