(København) – Die ikonische Statue der Lille Havfrue (Kleine Meerjungfrau) auf der Langelinie in København, die sicherlich weltweit Dänemarks bekanntestes Wahrzeichen ist, war laut Københavns Politi (Kopenhagener Polizei) erneut einem vandalistischen Anschlag ausgesetzt.

Die Statue – oder besser gesagt der Stein, auf dem die Meerjungfrau sitzt – wurde mit Graffiti bemalt. „Racistisk Fisk“ (Rassistischer Fisch) steht dort.

Die Københavns Politi erhielt die Meldung über den Vandalismus an der Lille Havfrue von der Boulevardzeitung „Extra-Bladet“. „Sie sind zu uns gekommen und haben uns davon unterrichtet. Wir haben umgehend einen Streifenwagen ausgesandt, um zu sehen, was passiert ist“, sagte der Wachchef der Polizei, Jesper Frandsen, am heutigen Freitag kurz vor 09:00 Uhr.

Auf dem Aufkleber der Meerjungfrau steht „psykobog“ (Psychobuch).

Es ist alles andere als das erste Mal, dass die Lille Havfrue Vandalismus ausgesetzt ist. Mehrere Male wurde der Statue schon der Kopf abgeschnitten, genauso wie sie bereits einen Arm verloren hat.

Noch im Januar dieses Jahres wurde „Free Hong Kong“ (befreit Hong Kong) mit roter Farbe auf den Stein geschrieben, auf dem sie sitzt.

Die kleine Meerjungfrau wurde vom Bildhauer Edvard Eriksen entworfen und seiner Frau Eline nachempfunden. Die Figur ist die Verkörperung der Meerjungfrau in H.C. Andersens berühmtes Abenteuer „Den lille Havfrue“ (Die kleine Meerjungfrau). Die Statue war ein Geschenk an København, das der Brauer Carl Jacobsen, der Sohn von Carlsbergs Gründer J.C. Jacobsen, ihr machte. Sie wurde 1913 auf der Langelinie aufgestellt.

In letzter Zeit waren mehrere Statuen in Dänemark und im Ausland Vandalismus ausgesetzt. Zunehmend Vandalismus wurde begangen, nachdem weltweit die Proteste gegen Rassismus wegen des Todes des Schwarzen George Floyd während einer Verhaftung in den Vereinigten Staaten begannen. In erster Linie wurde Vandalismus gegen Statuen ehemaliger Kolonisten begangen.

Erst Anfang dieser Woche wurde eine Statue von Hans Egede an der Marmorkirken (Marmorkirche) in København mit roter Farbe bemalt. Er war im 18. Jahrhundert ein dänisch-norwegischer Missionar in Grønland. Eine Büste des Grønlandfahrers Knud Rasmussen in Hundested war ebenfalls Vandalismus ausgesetzt.

Vandalismus gegen die Lille Havfrue

  • 1964 wurde der Lille Havfrue der Kopf abgeschnitten. Der Künstler Jørgen Nash behauptete, er kenne die Verbrecher, weigerte sich jedoch zu sagen, wer es sei. In seiner letzten Nachricht vor seinem Tod schrieb er, dass er selbst den Kopf ins Utterslev Moor geworfen habe. Der Kopf wurde aber nie gefunden.
  • Zwanzig Jahre später wurde ein Arm der Lille Havfrue abgeschnitten. Die Täter stellten sich später mit dem Arm.
  • 1998 wurde der Havfrue abermals der Kopf abgeschnitten, aber einige Tage später bekam sie ihn wieder. Die Täter kontaktierten einen Fotografen, der deshalb später angeklagt wurde. Die Anklage wurde jedoch fallen gelassen.
  • Im Jahr 2003 wurde die Havfrue erneut verletzt, als unbekannte Täter sie von ihrem gewohnten Platz auf dem Stein in der Langelinie hinunterstießen.
  • Auch wurde die Lille Havfrue wiederholt mit Farbe gegossen.

von

Günter Schwarz – 03.07.2020

Fotos: DR Avisen