Der heutige 28. November ist in der Ukraine der Gedenktag für die Opfer des „Holodomor“. Die Ukraine bemüht sich seit der Unabhängigkeit 1991 um eine internationale Anerkennung des Holodomors als Völkermord.

Russland versucht bis heute, die sowjetische Schuld an der Hungersnot von 1932 und 1933 zu relativieren bzw. komplett abzustreiten. Auch der Bundestag sperrt sich gegen die Anerkennung des Verbrechens als Genozid an der ukrainischen Zivilbevölkerung.

Eines der grauenvollsten politischen Massenverbrechen des 20. Jahrhunderts ist der Weltöffentlichkeit lange Zeit verborgen oder von ihr weitestgehend unbeachtet geblieben. In den Jahren 1932 bis 1933 fielen zwischen 4 bis 14 Millionen Ukrainer einer Hungersnot zum Opfer, die von der sowjetischen Führung unter Josef Stalin gezielt herbeigeführt wurde.

In der Ukraine wird diese nationale Katastrophe als „Holodomor“– zusammengesetzt aus den ukrainischen Wörtern holod (Hunger) und mor (Tötung, Mord) – bezeichnet und betrauert. Der 28. November wird in der Ukraine als Tag des Gedenkens an die Hungerkatastrophe begangen.

Bei der Erinnerung an den „Holodomor“ geht es jedoch nicht nur um die historische Rekonstruktion einer grausamen Wahrheit, die von den Tätern lange Zeit mit allen Mitteln unterdrückt wurde. Sie ist auch ein aktuelles Politikum – und das nicht nur, weil Russland das Verbrechen zu minimieren und zu relativieren versucht.

Die Debatte darüber, ob der „Holodomor“ als Genozid anerkannt werden sollte, hat mittlerweile auch Deutschlands Politik erreicht und sorgt durch die zurückhaltende Position des Bundestages für Verstimmungen in den deutsch-ukrainischen Beziehungen.