Umwelteingriff bedroht historische Wassermühle: „Eine Wassermühle ohne Wasser ist wie ein Segelschiff ohne Segel“
„Wenn sie die Wehre, Dämme und Staus in den Bächen und Auen entfernen, riskieren sie, das kulturelle Erbe und eine der letzten funktionierenden Wassermühlen zu zerstören“, so der Fyn (Fünen) Historiker vom Wassermühlenverband. Wassermühlen sind ein wichtiger Bestandteil des dänischen Kulturerbes, und laut der Dansk Møllerforening (Dänischer Mühlenverband) waren die Mühlen jahrhundertelang die wichtigste Energiequelle der Gesellschaft und das Zentrum für die Entwicklung von Industrie und Wirtschaft.
Ein neuer Wasserplan der Miljøstyrelsen (Umweltschutzbehörde) schlägt vor, die Wehre vor den Wassermühlen zu entfernen, um die aquatische Umwelt zu verbessern und sicherzustellen, dass Fische entlang der Wasserläufe hinaufwandern können. Laut der Dansk Møllerforening bedeutet dieses jedoch, dass die Wassermühlen möglicherweise sterben werden. Der Verein hat daher darum gebeten, vor dem Folketingets Miljø- og Fødevareudvalg (Umwelt- und Lebensmittelausschuss des Folketings) mit der Bitte erscheinen zudürfen, um die letzten zehn intakt funktionierenden Wassermühlen zu retten. Davon befinden sich sechs Wassermühlen auf Fn (Fünen).
Die Dansk Møllerforening und die Eigentümer der Mühlen fordern das Kulturkomitee des Folketings auf, diese Wassermühlen als besonderes kulturelles Erbe von nationaler Bedeutung anzuerkennen und sie in einem intakten und funktionalen Zustand für die Zukunft zu erhalten. In vielen Mühlen wurde das Wehr entfernt, um bessere Bedingungen unter anderem für Forellen zu schaffen. Der neue Wasserplan für 2021-27 sieht vor, dass noch mehr Aufstauungen zum Wohle der Fische und der aquatischen Umwelt entfernt werden.
„Wenn wir die aquatische Umwelt in Dänemark verbessern wollen, müssen wir auch sicherstellen, dass Fische durch unsere Wasserläufe wandern können. Wir haben einige Ziele zur Verbesserung der aquatischen Umwelt und wenn diese erreicht werden sollen, muss das Wasser um eine Reihe von Hindernissen in den Wasserläufen herumgeführt werden, beispielsweise um mehrere Wassermühlen“, sagt Peter Kaarup, Büroleiter bei der Miljøstyrelsen.
Die Miljøstyrelsen ist der Ansicht, dass die Wasserumleitung gleichzeitig mit dem Erhalt der Wassermühlen verbessert werden kann. „Teiche wirken sich auf die aquatische Umwelt aus, es besteht jedoch nicht unbedingt ein Konflikt zwischen der Verbesserung der aquatischen Umwelt und der Erhaltung des kulturellen Erbes entlang der Wasserläufe. Es können technische Lösungen gefunden werden, damit das Wasser um die Turbinen herumgeführt wird und somit Wassermühlen als kulturelles Erbe erhalten bleiben“, sagt Peter Kaarup.
Nach Angaben der Dansk Møllerforening gibt es in Dänemark derzeit 56 gebäudegeschützte Wassermühlen, von denen jedoch nur ein Teil als funktionierende Mühle erhalten ist. Der Verband ist der Ansicht, dass es schwierig sein kann, die Wassermühlen zu erhalten, wenn das Wasser um die Mühlen herumgeleitet wird. „Wenn sie die Aufstauung in Bächen und Auen beseitigen, riskieren sie, das kulturelle Erbe zu entfernen und die letzten funktionierenden Wassermühlen zu zerstören“, sagt die Fyn-Historikerin und Wassermühlenexpertin Ellen Warring, die an dem Treffen mit dem Folketingets Miljø- og Fødevareudvalg teilnehmen wird.
Bei 30 der Wasserturbinen wurde das Wasser um die Turbine herumgeführt, so dass die Funktion des Wasserrades verringert wurde oder gar nicht möglich ist. Insgesamt 20 der Mühlen bestehen ausschließlich aus einem Gebäude ohne Turbinenausrüstung.
„Eine Wassermühle ohne Funktionsmöglichkeit ist gleichbedeutend mit der Wartung von Segelschiffen ohne Masten und Segel. Ohne Wasser für die Wasserräder können die Wassermühlen nicht als authentisches und intaktes Kulturerbe erhalten werden“, schreibt Dansk Møllerforening an das Kulturkomitee des Folketings.
Laut der Miljøstyrelsen führt jedoch kein Weg daran vorbei, dass das Wasser um die Wasserräder herumgeleitet wird, wenn die Wasserläufe auf Fyn verbessert werden sollen. „Die meiste Zeit des Jahres muss das Wasser um die Turbinen herumgeführt werden, um die Wasserläufe zu verbessern. Es können jedoch regelmäßige Ausnahmen gemacht werden, damit die Wasserturbinen mit Wasser für Demonstrationszwecke betrieben werden können“, sagt Peter Kaarup.
Der Abgeordneter Kristian Pihl Lorentzen hat die sogenannte „Mühlengruppe“ gegründet, die sich aus Vertretern des dänischen Müllerverbandes, historischen Haus- und Mühlenbesitzern und dänischen Museen zusammensetzt. Eines der Mitglieder ist die Fyn-Historikerin und Wassermühlenexpertin Ellen Warring.
„Jetzt darf man nicht glauben, dass wir nicht daran gedacht haben, wir sollten saubere Wasserläufe und eine gute Natur haben. Wir denken sicherlich daran. Aber wir denken ein wenig grob gesagt, dass unsere Bäche zu eine Art Fischfarm gemacht werden sollen, d. h. für eine Art künstliche Fischzucht, bei der sie viel Fisch ausstoßen, was auch das biologische Gleichgewicht in den Bächen zerstört. Wir müssen sauberere Bäche haben, aber wir dürfen es nicht nur durch Fischzucht erreichen“, sagt Ellen Warring.
Das Treffen mit dem Folketingets Miljø- og Fødevareudvalg sollte schon im Dezember stattfinden, wurde jedoch aufgrund der Corona auf das neue Jahr verschoben.
Intakt funktionierende Wassermühlen
Heute gibt es nur noch zehn intakt funktionierende Wasserturbinen, in denen sich das wassertechnische System und der Wasserfluss in einem authentischen Zustand befinden.
- Dorf Mølle – Brønderslev Kommune
- Fyrkat Mølle – Mariagerfjord Kommune
- Grønne Mølle – Nyborg Kommune
- Grubbe Mølle – Faaborg-Midtfyn Kommune
- Kaleko Mølle – Faaborg-Midtfyn Kommune
- Karmark Mølle – Viborg Kommune
- Knag Mølle – Vejen Kommune
- Lille Mølle – Nyborg Kommune
- Røde Mølle – Nordfyns Kommune
- Vejstrup Mølle – Svendborg Kommune
Quelle: Dansk Møllerforening
von
Günter Schwarz – 11.12.2020
Fotos: Vejstrup Mølle
