Møns Tourismusverband meldete Protestschilder an die Gemeinde: „Wir haben Bedenken, wie Touristen die Plakate wahrnehmen“
(Møn) –Tourismusforscher haben es „etwas schwer“ mit dem Argument, dass die Schilder Touristen abschrecken können. Darf ein Schild mit dem Text „Touristen? Ja bitte. – Ferienfabriken? Nein danke,“ Touristen wegbleiben las-sen? Die Antwort darauf ist auf Møn nicht ganz einvernehmlich, wo in letzter Zeit einige Bürger Protestschilder mit nur dem obigen Wortlaut im Garten aufgestellt haben, weil sie mit den Plänen der Kommune Vordingborg, auf Møn einen Ferienpark zu bauen, unzufrieden sind.
Vergangene Woche stellte sich heraus, dass diese Art der Beschilderung illegal ist, da nach § 21 des Naturschutzgeset-zes Schilder auf diese Weise im Freiland nicht aufgestellt werden dürfen und die Gemeinde deshalb die Bürger aufge-fordert hat, sie aus den Gärten zu entfernen. Der Zugriff auf die betreffende Akte der Gemeinde zeigt, dass die Møn-Sydsjælland Turistforening eine Rolle bei der einstweiligen Verfügung der Gemeinde Vordingborg gespielt hat.
Bereits im Januar hatte sich der Tourismusverband wegen der Protestschilder an die Gemeinde gewandt, weil sie be-fürchteten, sie könnten Touristen abschrecken.
FAKTEN ÜBER DEN FERIENPARK AUF MØN
- Der Ferienpark soll an der Hjelm-Bucht auf Møn liegen. Sie kömmen auf die Insel Møn, wenn Sie København auf der Karte finden und direkt nach Süden fahren.
- Die Anlage soll sich auf einer Grünfläche in Küstennähe befinden.
- Es sind 200 Wohnungen mit bis zu 250 Quadratmetern, Gemeinschaftsräume und über 600 Parkplätze geplant.
- Dahinter steckt die Firma Cliffs of Denmark.
Dieses wird von Simon Zachodnik, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Møn – Sydsjælland Turistforenin , bestätigt. „Wir haben Bedenken in Bezug auf die Wahrnehmung der Plakate durch Touristen und haben uns daher mit der Ge-meinde in Verbindung gesetzt. Wofür sich die Gemeinde entscheidet, überlassen wir ihr“, sagt er.„Wir haben uns nicht über die Schilder beschwert, sondern lediglich Bedenken bezüglich der Plakate geäußert. Es ist ‚eine glückliche Sonne, die den Touristen ,ja danke sagt’“, meint Simon Zachodnik.
Laut ihm waren viele Gäste verwirrt darüber, was die Schilder bedeuten und ob es ein Nein zu Touristen ist. „Ich per-sönlich denke, wir sollten alles tun, damit sich unsere Gäste willkommen fühlen, und ich denke nicht, dass die Schilder sofort einen positiven Beitrag leisten.
Einer der Bewohner von Møn, der mehrere Schilder auf seinem Grundstück hat, ist Benjamin Berner. Er ist der Besitzer von Møn Is und selbst Mitglied des Handelsverbandes der Kommune, der zusammen mit dem Tourismusverband das Entwicklungshaus House of Møn bildet, dessen Ziel es ist, Tourismus und Handel auf der Insel zu fördern. Und er ver-steht das Argument des Tourismusverbandes nicht, dass er Touristen abschrecken kann.
„Ich kann dazu nicht nicken. Wir haben einige Schilder mit einer fröhlichen Sonne aufgestellt, die den Touristen ja Dan-ke sagen“, sagt Benjamin Berner.
Aber kann ein Straßenrand-schild mit der Aufschrift „Tou-risten? Ja bitte. – Ferienfabri-ken? Nein danke“ Touristen abschrecken? Wir haben Jane Widtfeldt Meged dazu befragt. Sie ist Tourismusforscherin am Institut for Mennesker og Tek-nologi (Institut für Menschen und Technologie) der Univer-sität Roskilde. „Mit dem Argu-ment, dass es Touristen ab-schrecken soll, tue ich mich et-was schwer, weil es sagt ,Touri-sten ja, danke‘. Außerdem su-chen Touristen gerne die Ziele, bei denen es nicht ,zu viele ih-resgleichen im Voraus‘ gibt. – Orte zu finden, die nicht touris-tisch sind und Orte, die als aut-hentisch und lokal wahrgenom-men werden können, das ist ein Plus für Touristen. Daran, dass es sie abschreckt, glaube ich nicht“, schätzt Jane Widtfeldt Meged.
Møn ist bei weitem nicht der einzige Ort, an dem man versuchen sollte, ein Gleichgewicht zwischen Tourismus und Ein-heimischen zu finden. „Generell herrscht in Europa ein sehr hohes Bewusstsein, dass man eine nicht kontrollierte Tou-rismusentwicklung nicht akzeptieren möchte. Und es sind Bürgerbewegungen, die dagegen seien“, sagt sie und er-wähnt, dass es vor allem in Südeuropa zu sehen sei, wo die Einheimischen gegen den unkontrollierten Tourismus vor-gehen. Wenn wir über den Konflikt auf Møn sprechen, ist es laut dem Tourismusforscher naheliegend, „nachhaltigen Tourismus“ zu erwähnen, wobei der Kern darin besteht, dass der Tourismus im Einklang mit der Umgebung und den Einheimischen entwickelt werden muss.
„Der Tourismus darf keinen Charakter haben, der das Leben der Einheimischen nachhaltig negativ verändert“, sagt sie. Genau aus diesem Grund ist es wichtig, sie zu hören und einzubeziehen – in diesem Fall die Bewohner von Møn. „Die-jenigen, die Tourismus betreiben und entwickeln, müssen verstehen, welche Art von Produkt sie verkaufen. Sie verkau-fen Møn und die Bewohner der Insel. Und wenn sie diese sauer machen, dann machen sie ein schlechtes Geschäft“, schließt sie.
Quelle: Danmarks Radio – übersetzt und veröffentlicht von
Günter Schwarz – 19.09.2021
Fotos: Danmarks Radio