Zur Stärkung des gefährdeten Dorsch- und Kabeljaubestands im Kattegat hat Fischereiminister Rasmus Prehn (Socialdemokraterne) beschlossen, die Kameraüberwachung des Fangs auf den Kuttern verpflichtend zu machen. Danmarks Fiskeriforening (Dänemarks Fischereiverband) nennt die Entscheidung eine Verhöhnung der Fischer.

Auf Grundnetztrawlern, die im Kattegat auf Kaisergranat fischen, wird künftig eine Kamera über dem Sortierband angebracht sein. Das hat Fischereiminister Rasmus Prehn nach mehreren Gesprächen mit den Vertretern, der Industrie und DTU Aqua entschieden. Die Entscheidung aoll sicherstellen, dass der dänische Kaisergranatfang fortgesetzt werden kann und dass der stark unter Druck geratene Dorsch- und Kabeljaubestand gestärkt wird.

Seit 2020 fahren 12 Kutter im Kattegat Teil eines Pilotprojekts mit einer Kamera über dem Sortierband. Dieses geschah im Rahmen eines Abkommens mit der EU aus dem Jahr 2019, das den dänischen Fischern eine sogenannte Beifangquote für Kabeljau zusicherte, der beim Fang von Kaisergranat mit Schleppnetzen zwangsläufig gerät.

Zahlen von DTU Aqua zeigen jedoch, dass 65 Prozent des 2020 gefangenen Kabeljaus nicht registriert, sondern illegal über Bord geworfen werden. Meist leblos. Bei Kuttern mit Kamera werden fünf Prozent über Bord geworfen.

Fischerei Fakten:

  • Der Dorsch- und Kabeljaubestand im Kattegat ist seit Ende der 90er Jahre um etwa 90 Prozent zurückgegangen.
  • Im Jahr 2021 wurde im Kattegat Hummer im Wert von 109 Millionen Kronen (14,650 Mio. Euro) angelandet.
  • Danmarks Fiskeriforening wird im Jahr 2022 für die Montage einer Kamera an den Fangbändern der etwa 100 Schiffe verantwortlich sein.
  • Dabei handelt es sich um eine Kamera, die direkt auf die Angelschnur gerichtet ist, sodass das Risiko, die betreffenden Fischer zu identifizieren, minimiert wird.

„Die Meeresumwelt ist historisch belastet. Die Dorsche und der Kabeljau kämpfen um ihr Überleben, und das nehme ich sehr ernst. Wenn wir auch in Zukunft noch Dorsch und Kabeljau im Kattegat haben wollen, müssen wir erwas tun. Daher müssen Schiffe im Kattegat künftig eine Kamera über dem Sortierband haben, damit wir besser auf den Dorsch und Kabeljau aufpassen“, sagt Rasmus Prehn und ergänzt: „Gleichzeitig haben wir eine klare Vereinbarung mit der EU: Wenn keine Kamera auf den Kuttern ist, dann ist die Beifangquote für Dorsch und Kabeljau ernsthaft gefährlich. Letzteres würde einen vollständigen Stopp des Kaisergranatfangs im Kattegat bedeuten. Deshalb habe ich mich für Kameras entschieden. Wenn der Preis für das Überleben der Fischerei darin besteht, die gefangenen Fische und die Hände, die sie sortieren, zu filmen, dann sollten wir meiner Meinung nach in die Faust spucken und sagen, dass es ein Geschäft ist.“

Fischer sind gegen die Pläne zur Videoüberwachung ihrer Kutter und haben zuvor ihrer Unzufriedenheit Luft gemacht. Foto: Lisbeth Christensen

Danmarks Fiskeriforening ist nicht so optimistisch in Bezug auf die erzwungene Kameraüberwachung, die sie als Hohn auf die dänischen Fischer bezeichnen. Und nach Angaben des Verbands wollte die Fischereiindustrie, dass das Kameraprojekt auf freiwilliger Basis weitergeführt wird.

„Ich denke, wir haben große Anstrengungen unternommen, um den Minister zufriedenzustellen. Daher ärgert es mich sehr, dass der Minister dennoch entschieden hat, dass dänische Fischer als einzige Fischer in der EU gezwungen werden sollen, Kameras an Bord zu nehmen. Daher hat unser eigener Minister mit offenen Augen beschlossen, die dänischen Fischer misstrauisch zu machen. Wir können es nur als Misstrauenserklärung verstehen. Es tut mir leid, und ich glaube nicht, dass der Minister die Verantwortung dafür übernimmt, einen guten Dialog und eine gute Zusammenarbeit bei der Kameraüberwachung in der dänischen Fischerei sicherzustellen“, sagt der Vorsitzende von Danmarks Fiskeriforening Svend-Erik Andersen.

Danmarks Fiskeriforening hat sich von Anfang an gegen eine obligatorische Kameraüberwachung ausgesprochen. Der Verband sieht darin einen Eingriff in den Alltag des einzelnen Fischers, dass mehrere Überwachungskameras auf den Fischereifahrzeugen installiert sind. Die Fischereiindustrie hat jedoch 2021 eine Vereinbarung über ein freiwilliges Kameraprojekt geschlossen, um den Dialog und die Zusammenarbeit bei der Kameraüberwachung im Kattegat zu fördern.

Mit der Entscheidung des Ministers ist die Zusammenarbeit zerbrochen, und Svend-Erik Andersen nimmt dies sehr ernst. „Der Dialog über das Kameraprojekt ist nun endgültig zusammengebrochen und bringt den Berufsstand in eine ärgerliche Situation. Wir hätten wirklich gerne eine Lösung gefunden, in der sich beide Parteien sehen könnten, aber so sollte es nicht gehen“, sagt Svend-Erik Andersen.

Quelle: TV2 NORD – übersetzt und bearbeitet von

Günter Schwarz – 16.03.2022

Fotos: Archivbild / TV2 NORD