Premierminister Lars Løkke Rasmussen hat Vertreter aus der Politik, der Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt für Mittwoch und Donnerstag zu einem Wirtschaftsgipfel in die Marienborg geladen, um mit ihnen im Wesentlichen über Probleme der dänischen Wirtschaft zu beraten.

Eines der Probleme besteht darin, dass die dänische Wirtschaft hinter anderen Ländern herhinkt und ernstlich Gefahr läuft, in die Zweitklassigkeit abzurutschen. Das schwächelnde Wirtschaftswachstum ist auf eine zu geringe Produktivität zurückzuführen, da aus eigenen Bemühungen zu wenig Resultate kommen und somit das Land zu einer wirtschaftlich zweitklassigen Nation werden lässt.

Ein zweites Problem ist darin zu sehen, dass die Dänen es noch nicht bemerkt zu haben scheinen, denn die meisten Dänen glauben, dass die Wirtschaft sehr gut läuft. Die Beschäftigung steigt, und die Geschäfte laufen. Aber die dänische Wirtschaft betrügt sich selbst, denn es ist schlimmer, als sie zuzugeben bereit ist und die aufziehende Krise ins eigene Bewusstsein dringt, um Gegenmaßnahmen auszulösen.

Für Løkke Rasmussen bietet sich somit auf dem Gipfel die beste Gelegenheit dafür, gute und innovative Ideen zu hören. Und zudem ist es eine ausgezeichnete Möglichkeit für den Premierminister, den  Wirtschaftsfachleuten bewusst zu machen, dass die dänische Wirtschaft an Höhe verliert und dringend etwas getan werden muss.

Die Ökonomie wird zweifellos von sehr viel Psychologie beeinflusst, die darauf ausgerichtet sein muss, einen gemeinsamen Willen zu schaffen, den Kurs des Schiffs „Wirtschaft“ zu korrigieren. Die Arbeit muss mit viel öffentlicher Unterstützung aufgenommen werden, denn momentan arbeitet das Land zu wenig, es investiert nicht genügend, und die Produktivität ist zu gering, was teilweise auch an ungenügend qualifiziertes Personal liegt. Weist ein Land derartige Schwächen auf, so kann es auf lange Sicht nicht erfolgreich auf höchstem Level agieren.

Ganz offensichtlich müssen einige Dinge dringend angepackt werden, und dazu gehört unter anderem eine Bildungs- und Ausbildungsinitiative, um eine deutliche Qualitätssteigerung dänischer Produkte zu erzielen. Auch kann man darüber nachdenken, gewisse Steuern zu senken, um mehr in Personal und Betriebsausstattungen investieren zu können.

Im öffentlichen Sektor können Ressourcen effektiver eingesetzt und genutzt werden, wobei gute belohnt und weniger gute gefördert werden, um daraus zu lernen. Die Menschen müssen sich weniger auf die öffentliche Unterstützung verlassen und das nicht zuletzt wegen des Zustroms an Flüchtlingen, wie Dänemark ihn vor allem im vergangenen Jahr erlebt hat,

In diesem Zusammenhang muss getan werden, was nötig ist, die dänische Wirtschaft und Kultur zu sichern. Das schließt die Sicherung der Grenzen ein und ein Gefühl dafür, wie viele Asylbewerber das Land verkraftet.

Dieses können selbstverständlich nur allgemeine Hinweise sein, die bei den Gipfelteilnehmern zum einen Teil auf eine breite Unterstützung stoßen und zum anderen Teil recht kontrovers diskutiert werden, sobald es in konkrete Details gehen wird.

Ziel muss es aber sein, für die zu erarbeitenden Vorschläge politische Mehrheiten zu finden, wenn die wichtigen Verhandlungen und Abstimmungen mit der Politik im Herbst anstehen werden. Dieser Gipfel muss genutzt werden, Ergebnisse zu erzielen, die einleuchtend und überzeugend genug sind, den schleichenden Rückgang der dänischen Wirtschaft umzukehren. Außerdem ist es vonnöten auf ein anderes politisches Klima hinzuwirken als auf das, was in der letzten Zeit herrschte.

Die dänische Politik wurde häufig durch eine Zentrifugalkraft dominiert, welche die Koalitionspartner statt in der Mitte zu sammeln, in die entgegengesetzte Richtung nach außen führte, wobei jede Partei sich ausschließlich auf eigene Begehrlichkeiten konzentrierte.

Es muss darauf hingewirkt werden, dass die Regierungsparteien sich ihrer Verantwortung bewusst werden, die Notwendigkeit von dringend erforderlichen Lösungen in der Wirtschaft zu erkennen die eventuell auch schmerzliche Kompromisse erfordern. Schließlich geht es um die Zukunft der gesamten Nation mit allen ihren Menschen. Das schließt auch ein, dass die Parteien ihren Wählern die Wahrheit sagen und ihnen den Ernst der Lage schonungslos klar machen.

Der Herbst muss genutzt werden, den Kurs der dänische Wirtschaft zu korrigieren und darf unter keinen Umständen damit verschwendet werden, dass sich einzelne Parteien lediglich zu profilieren versuchen, denn schließlich haben alle für ihre Politik eine Rechenschaftspflicht gegenüber ihren Wählern, die es zu erfüllen gilt.

von

Günter Schwarz – 26.05.2016