Koschyk lobt Grenzgebiet – hat Leuchtturmfunktion
Unter dem Motto „Südschleswig – was geht das dich an?“ gab es am vergangenen Wochenende unter der Regie des SSF (Sydslesvigsk Forening / Südschleswigscher Verein) bei insgesamt ca. 40 Veranstaltungen zahlreiche Vorträge, Diskussionen, Konzerte und andere Events mit mehr als 20.000 Teilnehmern und Besuchern. Das von allen Minderheitsverbänden in Südschleswig getragene Årsmøde (Jahrestreffen) fand in Flensburg, Schleswig, Husum, Leck, Harrislee und weiteren Orten im Norden Schleswig-Holsteins statt. Am Sonntag fand dann noch ein großer abschließender Umzug durch Flensburg statt.
In seiner Rede beim Jahrestreffen der dänischen Minderheit in Flensburg hat Hartmut Koschyk, MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, am Wochenende das deutsch-dänische Grenzgebiet als Vorbild für Europa beschrieben. Auch jenseits von Deutschland und Dänemark hat das deutsch-dänische Grenzgebiet so etwas wie eine Leuchtturmfunktion!
Die Angehörigen der dänischen Minderheit in Deutschland seien ein besonderes verbindendes Element zum Nachbarstaat Dänemark, so Koschyk. „Sie sind – ebenso wie die deutsche Minderheit in Nordschleswig – natürliche Brückenbauer zwischen zwei Staaten und fördern auf diese Weise den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und Dänemark.“ Dies werde auch von der dänischen Regierung hervorgehoben. „In ihrer Deutschland-Strategie hat die dänische Regierung vor kurzem ausdrücklich festgestellt, dass die deutsche und die dänische Minderheit eine wesentliche Ressource für die Stärkung des deutsch-dänischen Handels ausmachen. Die Bedeutung der Minderheiten reicht auf diese Weise weit über die unmittelbare Grenzregion hinaus.
Das Miteinander und die gelungene Integration der deutschen Minderheit im dänischen Nordschleswig und der dänischen Minderheit im deutschen Südschleswig ist nämlich ein besonders gutes und eindrückliches Beispiel für eine gelungene grenzüberschreitende Friedenspolitik auch aus europäischer Perspektive.“ Weiter sagte Koschyk: „Die heutige Situation mag uns inzwischen selbstverständlich vorkommen. Es ist deshalb fast vergessen, dass die sogenannte „Schleswig-Holstein-Frage“ zwischen Deutschland und Dänemark noch im 19. Jahrhundert zu den schwierigsten Problemen der europäischen Politik gehörte. Die heutige Situation verdanken wir zu einem großen Teil den sogenannten Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955, deren 60-jähriges Jubiläum wir im letzten Jahr gefeiert haben.“ Mit dieser Erfolgsgeschichte sei die deutsch-dänische Grenzregion ein Vorbild in Europa. „Das zeigt sich unter anderem darin, dass international ausgerichtete Institutionen und Organisationen in Flensburg ansässig sind, die wie das European Centre for Minority Issues Minderheitenfragen wissenschaftlich erforschen oder wie die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten als Dachverband die Interessen der nationalen Minderheiten aus mehr als 30 europäischen Ländern vertreten. Ich bin hoffnungsvoll, dass als weitere Institution in Flensburg künftig auch das Haus der Minderheiten genannt werden kann, dessen Finanzierung wir seitens der Bundesregierung zusammen mit der Stadt Flensburg, dem Land Schleswig-Holstein und Partnern aus Dänemark auf den Weg bringen wollen.“
von
Günter Schwarz – 14.06.2016