Rund 4.300 Migranten leben seit 10 Jahren ununterbrochen von Sozialhilfe – Politiker sagen, dass es einerseits nicht akzeptabel ist, aber andererseits auch keine große Sache macht

Jahr für Jahr – ohne zu arbeiten und ohne zu lernen. So ist die Situation von fast 10.000 Dänen, obwohl sie im arbeitsfähigen Alter sind.

Infolge der ersten Evaluierung ihrer Art aus dem Ministerium für Arbeit hängen fast 10.000 Menschen seir zehn Jahren oder länger teilweise mit kurzen Unterbrechungen von der Sozialhilfe ab. Das schrieb die Jyllands-Posten am Donnerstag.

Die Zahlen begeistern den Arbeitsminister Jørn Neergaard Larsen (Venstre / sozialliberale Partei) nicht. Er meint, dass sie u. a. auch auf die Verbesserung des Soozialhilfesystems zurückzuführen sind. „Es ist völlig inakzeptabel, dass wir die Menschen in Dänemark haben, die so lange von der Sozialhilfe leben, ohne diese einen einzigen Monat mit Arbeit oder Ausbildung zu unterbrechen“, sagt Jørn Neergaard Larsen.
Er ist sich bewusst, dass ein Großteil aus der Gruppe der Sozialhilfeempfänger wahrscheinlich nicht bereit ist, sofort eine Arbeit oder auch nur einen Job anzunehmen. „Viele dieser Menschen haben große Probleme durch körperliche Einschräkungen, psychische Erkrankungen und persölichen Krisen verursacht durch die Arbeitslosigkeit zu bewältigen, und wir müssen die Herausforderung annehmen, uns individuell orientiert mit diesen Menschen zu befassen“, sagte er.

Der Vorsitzende des Verbandes kommunaler Sozialordnung, Gesundheit und Arbeit in Dänemark, Helle Linnet, ist sich einig mit dem Minister, dass es große Herausforderungen mit Bürgern gibt, die seit vielen Jahren auf Sozialhilfe angewiesen sind. „Wir müssen erkennen, dass die Probleme dieser Menschen oft so langwierig und komplex sind, dass die Job-Center diese allein nicht lösen können. Typischerweise entstanden diese Probleme lange bevor diese Menschen im Jobcenter erscheinen“, sagt er.

Von der dänischen Vereinigung der Sozialarbeiter ist deren Vorsitzende, Majbrit Berlau, jedoch nicht überrascht, dass viele Tausende von Menschen seit Jahren Sozialhilfe beziehen. „Das System so stark fragmentiert und spezialisiert, dass es nicht möglich ist, den Bürgern eine koordinierte und multidisziplinäre Antwort zu geben, um sie von den „Vorteilen“ der Sozialhilfe abzubringen“, stellt Majbrit Berlau fest.

Auffällig ist, dass vor allem Menschen aus dem Iran und Somalia oder Personen mit einem staatenlosen Hintergrund in der Statistik der Bezieher von Sozialhilfe besonders häufig erscheinen, denn insgesamt 43 Prozent der Sozialhilfeempfänger sind ausländischer Herkunft.

von

Günter Schwarz – 24.06.2016