Wenn man Kinder hat – ob nun eigene oder auch Nichten oder Cousins – wird man früher oder später damit konfrontiert, dass sich die Kinder Social Media Accounts anlegen. Facebook, ask.fm, Instagram und Snapchat gehören wohl zu den Favoriten der jungen Internet-User. Was dort passiert, ist beeindruckend!

Jungs beschäftigen sich mit Superhelden und Fussball. Posten Bilder von schnellen Autos, Screenshots von Computerspielen, Fernsehserien und selbstgemalten Bildern. Bei Mädchen dreht sich alles um Beauty, Schuhe, Gossip, Gymnastik, Fernsehserien und selbstgezeichneten Bildern. Die Kinder kommunizieren höflich und gesittet – schicken sich Geburtstagsgrüße in Form von »digitalen Postkarten« oder bunten Bildern.

Auffällig: Abgesehen vom Geschlecht unterscheiden sich die Inhalte und der Umgang miteinander überhaupt nicht voneinander. Kinder, bzw. Teens, von Marseille, Madrid, Florenz, München, Prag, Warschau, Odessa bis hin zu Irkutsk scheinen so etwas wie Geschwister zu sein. Anhand der Inhalte solcher Accounts ließe sich nicht bestimmen, ob das Kind sich nun in Südfrankreich oder dem Donbas aufhält.

Irgendwann werden die Kinder älter und die Heidi Klums dieser Welt erklären den Mädchen, dass ein Tight-Gap dazu gehört, um zum »Sexy-Chica« zu werden. Rap-Musiker vermitteln dem kleinen Jungen, dass »Bitch« eine angemessene Anrede für seine Klassenkameradin ist, der er üblicherweise Bildern von Luftballons zum Geburtstag in die Timeline postete. Dann kommt Politik ins Spiel und Jugendliche aus Irkutsk halten ihre Altersgenoss/innen aus Odessa für ziemliche Opfer. … und so weiter …

Irgendwann ist dann der Punkt erreicht, wo die Kinder dann erwachsen sind. Sie pöbeln sich in sozialen Netzwerken an – drohen mit Anwälten – suhlen sich in nationalistischer Selbstherrlichkeit oder (vermeintlicher) Bildung. Kurz: sie werden zu genau der Sorte Arschlöchern, von denen wir täglich umgeben sind.

Muss das so sein?

von
Michael Schwarz – 1.07.2016