Wie die dänische Tageszeitung Politiken berichtet, gilt 2016 als das vorläufige Rekordjahr in den Gefängnissen des Landes, soweit es um Gewalt gegen Justizvollzugsbeamte geht.

Montag werden drei Gefängnisbeamte in Aarhus von zwei Insassen angegriffen.

Am Dienstag wurde ein Justizvollzugsbeamter aus dem Gefängnis Nyborg mehrfach ins Bein geschossen.

Mittwoch, sagte der Justizminister Søren Pind (Venstre / sozialliberale Partei)): „Wir müssen reagieren. Nicht tolerieren. Das muss gelöst werden!“

Der Minister will es lösen, das ansteigende Problem der Gewalt. Tatsächlich passiert es immer häufiger, dass das Gefängnispersonal Angriffen ausgesetzt wird. Das belegen Zahlen aus dem Justizvollzugsdienst, die Politiken vorliegen.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kam es 274 Mal vor, dass dänische Justizvollzugsbeamte bedroht, getreten, geschlagen oder angegriffen wurden. Dies ist eine Steigerung von 34 Prozent gegenüber des gleichen Zeitraums im Vorjahr.Und es sieht danach aus, dass am Ende 2016 ein trauriger Rekord erreicht sein wird.

In jedem Fall wurden vom Gefängnisdienst in den letzten zehn Jahren nicht so viele Angriffe und Bedrohungen gezählt, wie sie in den sechs Monaten des Jahres 2016 registriert worden sind.

„Ich bin entsetzt! Ich bin wütend! Es ist völlig absurd! Jetzt sind alle Bemühungen gefragt, diesen völlig absurden Wettlauf zum Stoppen zu bringen“, sagt der Vorsitzende des Gefängnisverbandes, Kim Østerbye.

Er fordert Christiansborg auf, Maßnahmen zu ergreifen

Weitere harte Kriminelle

Kim Østerbye meint, dass die Erklärung für den Anstieg „relativ einfach“ ist.

Zum einen gibt es heute einen viel höheren Anteil harter Krimineller in Gefängnissen als dies zuvor der Fall war. Dies liegt daran, die – wie Kim Østerbye es nennt „widerspenstigen Gefangenen enden oft in Fußfesseln oder bei gemeinnütziger Arbeit, um somit den Einschluss hinter Gefängnismauern zu vermeiden.

„Es bedeutet, dass dort, wo früher zwei Banditen und 18 andere im Gefängnis saßen, die gerne etwas Gutes aus dem Gefängnisaufenthalt machen wollten, so sitzen jetzt dort 18 Banditen. Zur gleichen Zeit wurde beschlossen, dass wir uns auf Bandenkriminalität konzentriert haben, um diese zu verringern. Das bedeutet aber, dass wir zunehmend mit harten Kriminellen konfrontiert werden“, sagt Kim Østerbye.

„Und besonders im Bandenmillieu macht man sich einen Namen, wenn man es wagt, einen Beamten zu erniedrigen.“

Der Vorsitzende erklärt, dass es dazu gekommen ist, dass die Gefangenen mehr und mehr Zeit miteinander als mit Gefängnisbeamte verbringen, weil denen weniger Zeit verbleibt, sich um die Insassen zu kümmern. Das liegt an der Anzahl von Beamten in einer Schicht, die in den vergangenen Jahren verrinert worden ist. Manchmal ist nur ein Beamter allein in einer ganzen Abteilung. Und der Grund dafür liegt darin, dass das Gefängnispersonal mehr Zeit für den Papierkram aufwenden muss.

„Je weniger wir uns physisch unter den Gefangenen aufhalten, desto weniger lernen wir die Menschen kennen. Und je weniger Gefangene und Beamte einander kennen, desto leichter ist es, jemanden anzugreifen. Je mehr wir vor dem Computer sitzen und ,Case-Managemen‘ betreiben, desto weiter entfernen wir uns von den Insassen, um die es uns geht. – Es ist eine wirklich schlechte Idee.“

Minister verspricht zu handeln

Justizminister Søren Pind kündigt härtere Strafen für Gewalt gegen Beamte an.

„Die Behörden wollen reagieren, dass die Schuldigen gefunden werden. Die Regierung macht geltend, gleichzeitig im Zusammenhang mit dem angekündigten ,Respekt-Paket‘, die Verurteilungen im Zusammenhang mit diesen Maßnahmen erhöhen zu wollen“, schreibt der Minister auf Facebook als Reaktion auf die Geschichte über den Justizvollzugsbeamten, der gestern in Nyborg angegriffen wurde.

Ein Gefängnisbeamter wurde abgepasst, und als er im Begriff war, sein Fahrrad vor dem Gefängnis in einem Fahrradständer anzuschließen, wurde er gezwungen, sich auf den Boden zu legen, und ein maskierter Angreifer schoss ihm mindestens einmal ins Bein.

„Unter keinen Umständen werde ich derartige Verbrechen akzeptieren – alles muss in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden. Mein tiefes Mitgefühl gilt dem Opfer des Verbrechens, und meine Gedanken sind bei ihm und seiner Familie „, sagt Søren Pind.

von

Günter Schwarz – 13.07.2016